Was ist das Problem?
Bei jedem Waschgang lösen sich winzige Plastikfasern aus der Kleidung und gelangen über das Abwasser in Flüsse, Seen und Meere. Mikroplastik nennt man diese Kunststoffreste, die kaum wieder aus der Umwelt zu entfernen sind und die wie ein Magnet auf Schadstoffe wirken. Das ist laut Umweltbundesamt aus mehreren Gründen problematisch.
Erstens schadet Mikroplastik Fischen und anderen Meeresbewohnern. Es kann zu Darmverschlüssen, Verletzungen an Schleimhäuten und Entzündungen führen.
Zweitens gelangt das Mikroplastik über die Meeresbewohner in die Nahrungskette des Menschen. Darüber, ob und wie die winzig kleinen Plastikteilchen in unseren Körpern wirken, gibt es bisher kaum Forschungsergebnisse.
Drittens landet das Mikroplastik über die Kläranlagen im Klärschlamm. Dieser ist eigentlich ein gutes organisches Düngemittel. Doch wegen des Mikroplastiks und anderen Schadstoffen wird ein Großteil des Schlamms verbrannt, statt ihn als Dünger auf Feldern auszutragen. Ansonsten könnte das Mikroplastik ins Grundwasser einsickern.
65 Prozent
aller Textilfasern sind synthetische Chemiefasern. Bei jedem Waschgang gelangen kleine Plastikfasern über das Abwasser in die Umwelt
Wäre ein Waschmaschinen-Filter nicht die Lösung?
Logisch wäre es, den Fasermüll da abzufangen, wo er entsteht: in der Waschmaschine. Das dachte sich auch Klaus Buchner, Physiker und Ex-Bundesvorsitzender der Ökologisch-Demokratischen Partei und früherer Europaabgeordneter. Er sagt im Gespräch mit Flip:
»Es ist klar, dass unglaublich viel Mikroplastik gerade aus den Waschmaschinen kommt. Man schätzt knapp ein Drittel. Wieso Mikroplastikfilter in Waschmaschinen nicht längst verpflichtend sind, verstehe ich nicht.«
Klaus Buchner
Buchner hat 2019 eine Anfrage beim EU-Parlament gestellt. Die Antwort: Eine Verordnung über Ökodesign-Anforderungen bei Waschmaschinen soll 2025 überhaupt erst geprüft werden. Mmh. Diese Antwort fanden wir dann doch etwas unbefriedigend. Also haben wir dort nachgefragt, wo schon an Lösungen gearbeitet wird.

Die Idee der Biologin Leandra Hamann: Sich die Natur zum Vorbild nehmen. Genauer: Filtrierende Fische, die Plankton aus dem Wasser herausfiltern. Sie forscht an der Universität Bonn an einem solchen Waschmaschinenfilter. Sie sagt aber auch: „Der Weg der Bionik ist vergleichsweise lang und aufwändig, da das biologische Vorbild noch untersucht werden muss. Jetzt geht es darum, das Modell aus der Natur nachzubauen und dann muss die nachgebaute Version funktionieren.” Mikroplastikfilter, die es bereits gibt, würden ihre Wirkung verfehlen. „Meiner Einschätzung nach sind schon die Materialien, die verwendet werden, nicht nachhaltig.“
Soll heißen: Der Waschmaschinenfilter ist eine schöne Idee. Bisher scheint aber weder die Politik ihre Entwicklung zu forcieren – noch gibt es überzeugende, marktreife Lösungen.