Was ist das Problem?

Ohne eigenen Computer geht für Schüler:innen im Homeschooling nichts. Kinder, die gar keinen Zugang zu einem Rechner haben oder sich einen Laptop mit ihren Geschwistern oder Eltern teilen müssen, können in Zeiten der Pandemie nicht oder nur eingeschränkt am Unterricht teilnehmen. Für viele Kinder ist das Realität. Fast 30 Prozent der 12- bis 19-Jährigen haben laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds keinen eigenen Computer oder Laptop. Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen sind laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung besonders betroffen.

Gleichzeitig hat fast jeder vierte Mensch in Deutschland zwei oder mehr ungenutzte Geräte zu Hause rumliegen. Im Zweifel wird aus ihnen Elektroschrott.

1,7 Millionen 12- bis 19-Jährige haben in Deutschland keinen eigenen Computer
32 Millionen lagen laut Digitalverband Bitkom 2019 in deutschen Haushalten herum

Was ist der Ansatz von Hey Alter?

Wie kann es sein, dass Schüler:innen keine Computer haben, während in Unternehmen und privaten Haushalten etliche ungenutzt herumliegen? Das fragten sich Inga Stang, Moritz Tetzlaff und Martin Bretschneider – nachdem die Schulen im März 2020 das erste Mal geschlossen wurden. Die drei Freunde aus Braunschweig wollten neben ihren Jobs etwas Sinnvolles tun. Die Frau von Moritz ist Lehrerin. So hörten sie von dem Problem.

Kurz darauf riefen sie Hey Alter ins Leben. Der Ansatz: Unternehmen und Privatpersonen spenden Laptops, Computer und Tablets, die Ehrenamtlichen von Hey Alter reparieren sie und verteilen sie an Schulen. Das Ziel: Schnell und unbürokratisch Rechner an Kinder und Jugendliche verteilen, um einen gerechteren Schulalltag zu schaffen. “Gerade in Unternehmen stehen viele alte Geräte, die dort nicht mehr gebraucht werden, aber für Homeschooling komplett ausreichen würden”, sagt Inga Stang. Von einer Bank in Braunschweig hätte die Initiative mehrere hundert Rechner auf einmal bekommen. Ingesamt hat Hey Alter mittlerweile über 3500 Geräte an Schüler:innen verteilt.

Die Gründungsmitglieder des Vereins Hey Alter in Braunschweig, in der Mitte Inga Stang, Moritz Tetzlaff und Martin Bretschneider

Und funktioniert das auch?

Im April vergangenen Jahres, als viele noch dachten, dass die Schulen bald wieder öffnen würden, lieferte Hey Alter die ersten Rechner an Schüler:innen aus. Gegründet in Braunschweig, gibt es inzwischen 25 Hey Alter-Standorte mit ingesamt 150 bis 200 Helfer:innen in ganz Deutschland. Darunter sind zum Beispiel Hamburg, Dresden und Augsburg. Zum Teil sind die lokalen Gruppen als eigenständige Vereine organisiert.

Flip-Autorin Luise Land hat ausführlich mit Hey Alter-Mitgründerin Inga Stang gesprochen. Die 31-Jährige arbeitet im Hauptberuf als Community-Managerin für einen Coworking-Space. Folgende Punkte waren uns besonders wichtig:

Hey Alter Mitbegründer Inga Stang im Gespräch mit Flip-Autorin Luise Land

1. Welche Schüler:innen bekommen die Rechner?

Über die sozialen Medien ruft Hey Alter zu Spenden auf. Außerdem fragt die Initiative gezielt Unternehmen an. Die gespendete Rechner sollen noch einigermaßen funktionstüchtig sein. Sie werden dann meist von Ehrenamtlichen mit neuer Festplatte und neuem Arbeitsspeicher ausgestattet. Es werden ein leicht zu bedienendes Linux-Betriebssystem, ein Browser und Libre Office installiert. Auf die Familien kommen damit später keine Lizenzgebühren zu.

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