That’s it! Über ein Jahr lang haben wir recherchiert, monatelang sind wir den Sneakern gefolgt. Wir wollten wissen, was wirklich mit unseren alten Schuhen passiert. Und mussten feststellen: echtes Recycling findet nicht statt. Zara hat unseren Schuhen ein neues Leben versprochen – und doch sind die Schuhe ohne Umweg im Müll gelandet. Nike hat nicht nur die alten Sneaker von Carolin Kebekus geschreddert, sondern auch massenhaft neuwertige Schuhe. Es waren aufregende und lehrreiche Wochen. Am Ende bleibt die Frage: Was macht man denn jetzt am besten mit seinen alten Schuhen? In der letzten Folge der Sneakerjagd wollen wir festhalten, was man selbst tun kann, um den Sneakermüll zu reduzieren. Und wir wollen darüber nachdenken, was Unternehmen und Politik machen könnten.

Was kann ich selber tun?

#1 Weniger Sneaker kaufen

Echtes Recycling, das haben wir bei der Recherche gelernt, gibt es für Sneaker eigentlich nicht. Die großen Hersteller werfen Jahr für Jahr neue Modelle auf den Markt, haben aber keine Lösung für den Sneakermüll, der dadurch entsteht. Eine genauso banale wie effektive Strategie ist also: Das System Fast Fashion nicht unterstützen. Lieber weniger Schuhe kaufen, aber dafür welche, die möglichst lange halten. Besonders stabil sind zum Beispiel Sneaker aus Leder. Haben sie ein stabiles Innenfutter, halten sie wesentlich länger.

#2 Nicht online bestellen

Die Sneakerjagd hat uns gezeigt, dass Nike Retouren schreddert. Damit ist der Konzern nicht alleine. Anfang des Jahres hat Greenpeace aufgedeckt, dass Amazon ebenfalls Retouren vernichtet. Die Organisation geht davon aus, dass das keine Einzelfälle sind. Da die Lagerkosten so hoch sind, sei es lukrativer, Rücksendungen zu vernichten. Ein zweites Learning ist deshalb: Besser nicht bestellen, sondern im Shop kaufen. Dort kann man sie anprobieren und wieder zurück ins Regal stellen, ohne dass sie deshalb gleich geschreddert werden.

#3 Schuhe reparieren lassen

Wenn die Schuhe kaputt gehen, sollte man sie reparieren lassen. Inzwischen gibt es einige Start-ups und Unternehmen, die sich auf Sneaker spezialisiert haben. Aber man kann sie auch zur Schuhmacher:in bringen. Wir haben richtig abgerockte Sneaker mal dem Schuhmacher Rolf Rainer gezeigt. Er sagt: Für 50 Euro könnte er sie wieder fresh machen. Er sagt auch: “Die Reparatur muss wieder cool werden.” 20 Jahre alte Sneaker sollten sowas wie das neue Statussymbol sein. Also: Lieber Reparieren als Wegwerfen.

#4 Kaputte Schuhe in den Müll

Wenn die Schuhe wirklich durch sind und sich eine Reparatur nicht mehr lohnt, sollte man sie in den Restmüll werfen – und nicht in den Altkleider-Container. Denn verschlissene Sneaker werden später im Sortierwerk entweder aussortiert und auch verbrannt. Dann hat der Weg dorthin nur unnötig Geld und Co2 gekostet. Oder aber sie werden nach Afrika weiterverkauft. In unserer Kenia-Recherche haben wir über die Probleme dort ausführlich berichtet. Hier werden sie wenigstens nach europäischen Umweltschutzstandards verbrannt. Also: Wirklich kaputte Schuhe gehören in den Restmüll.

Und die Unternehmen?

#5 Geschäftsmodell ändern

Modeketten und Hersteller haben ein wirtschaftliches Interesse daran, dass man Kleidung schnell wieder wegwirft – damit man schnell wieder etwas Neues kauft. Sie produzieren von Jahr zu Jahr mehr, während die Qualität immer schlechter wird. Dieses Fast-Fashion-System ist alles andere als nachhaltig. Es sorgt für mehr Co2-Emissionen als alle Flüge und Kreuzfahrtschiffe zusammen. Die Sneakerjagd hat gezeigt, dass daran auch kleinere, scheinbar nachhaltige Imageprojekte nichts ändern. Wenn Modeunternehmen das Müllproblem und den Klimawandel ernst nehmen, müssen sie ein Geschäftsmodell entwicklen, das auf Langlebigkeit setzt statt auf Immer-mehr-immer-billiger.

#6 Kreislauf schließen

Am besten wäre – auch bei Sneakern – eine Kreislaufwirtschaft, bei der überhaupt kein Müll entsteht. Unternehmen müssten dafür das Cradle-to-Cradle-Prinzip anwenden, auf Deutsch: von der Wiege bis zur Wiege. Die Idee ist, Produkte nur aus Materialien herzustellen, die man kompostieren oder wiederverwenden kann. So könnte man alte Sneaker am Ende ihres Lebens einfach wieder auseinander bauen und aus den Rohstoffen neue Sneaker fertigen. Dazu muss allerdings auch ein verlässliches Rücknahmesystem etabliert werden.

#7 Um den Müll kümmern

Bei unserer Recherche in Kenia haben wir riesige Müllberge gesehen – und mit Unternehmer:innen vor Ort gesprochen, die sagen: Solange sich die großen Hersteller nicht um den Müll kümmern, wird das Problem nicht zu lösen sein. Unternehmen sollten für die Produkte, die sie herstellen, Verantwortung übernehmen. Und zwar nicht nur dafür, wie sie hergestellt und verkauft, sondern auch dafür, wie sie entsorgt werden. Ein erster Schritt wäre, die Unternehmen an den Kosten der Entsorgung zu beteiligen.

Und die Politik?

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#8 Hersteller zahlen lassen

Wenn die Hersteller nicht freiwillig Verantwortung übernehmen, kann der Gesetzgeber sie zwingen, sich an den Kosten der Entsorgung zu beteiligen. Für Elektrogeräte gilt eine solche Regel bereits. Warum nicht auch für Textilien? Frankreich hat so eine “erweiterte Herstellerverantwortung” bereits eingeführt.

#9 Bußgelder erhöhen

Die Sneakerjagd hat aufgedeckt, dass Nike systematisch Neuware vernichtet. Das könnte ein Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz sein. Der Berliner Senat geht der Sache nach. Allerdings droht Nike lediglich ein Bußgeld von 100.000 Euro – das verdient der Konzern in wenigen Minuten. Das Gesetz muss also nicht nur angewendet werden, auch die Bußgelder müssten so angepasst werden, dass sie wirklich weh tun. Eine Möglichkeit wäre etwa, ihre Höhe prozentual an den Umsatz oder Gewinn des Unternehmens zu knüpfen.

#10 Exportverbote erlassen

Bei der Sneakerjagd haben wir gelernt, dass etwa 70 Prozent der “gespendeten” Kleidung in Afrika landet. Das Problem ist, dass ein großer Teil davon schlichtweg Müll ist. Auch deshalb diskutieren viele afrikanische Staaten schon seit Jahren über Importverbote für alte Textilien. Aber man könnte auch auf deutscher oder europäischer Ebene beginnen und ein Exportverbot für Schuh- und Klamottenmüll erlassen. Das würde verhindern, dass er in Ländern ohne funktionierendes Recyclingsystem landet. Wir müssten uns selber um ihn kümmern.

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