Was ist das Problem?
Der durchschnittliche Bundestagsabgeordnete ist weiß, männlich und 49 Jahre alt. Ziemlich oft sind die Abgeordneten Juristen und heißen Michael. Dem Parlament fehlt es damit an Diversität: an Frauen, an jungen Menschen, an Menschen mit Hauptschulabschluss, mit Migrationserfahrung oder mit Behinderung.
Der Grund? Der Weg in den Bundestag ist mühsam, er kostet Geld, Zeit und viele Kompromisse. Auch Fraktionszwänge und die Strukturen der Parteien erschweren es, dass neue Stimmen, die etwas verändern wollen, gehört werden.
Ohne neue Impulse aber kommt die Politik nur schleppend voran, das gilt für viele Themen, auch im Bereich Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften. Eine Studie des Umweltbundesamts zeigt, dass das Umweltbewusstsein der Bevölkerung steigt und sie mit großer Mehrheit mit den Klimaschutzbemühungen der Bundesregierung unzufrieden ist.Am Ende steht also die Frage: Wie gut repräsentieren die Abgeordneten ihr Volk?
19 Michaels
sitzen aktuell im Bundestag. Damit ist Michael der häufigste Vorname im Parlament. Auf Platz zwei und drei folgen Thomas (18) und Martin (13).
Was ist der Ansatz von Brand New Bundestag??
Die Initiative Brand New Bundestag (BNB) hat sich 2019 gegründet, um den Bundestag bunter zu machen. Anfang 2020 startete sie eine Kampagne mit der Frage: „Hey Deutschland, wer sollte Politiker:in sein?“ Und rief dazu auf, Menschen aus der Zivilgesellschaft für eine Kandidatur zur Bundestagswahl zu nominieren. Mit dem Ziel: „Wir hacken das Parteisystem.”

Das Vorbild dazu kommt übrigens aus den USA. Dort haben Anhänger:innen der „Brand New Congress“-Bewegung viel Geld gesammelt, um progressive Menschen wie zum Beispiel die Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez ins Parlament zu bringen.
»Um große Lösungen voranzubringen, haben sich in den USA Menschen organisiert, mit dem Ziel, den 'Spirit des Aufbruchs' von der Straße ins Parlament zu tragen. Das hat uns inspiriert, das auch in Deutschland umzusetzen.«
Eva-Maria Thurnhofer, Mitinitiatorin Brand New Bundestag
Eine sechsköpfige Jury aus Aktivist:innen, die jeweils verschiedene soziale Gruppen abbilden, hat mit den Bewerber:innen dann Gespräche geführt und sie in Seminaren unter die Lupe genommen. „Wir haben auf Kriterien wie Glaubwürdigkeit, Integrität, Konfliktfähigkeit, Resilienz, Selbstreflexion, Charisma und eine hohe Motivation, Themen mutig voranzutreiben, geachtet“, sagt Mitinitiatorin Eva-Maria Thurnhofer.