Was ist das Problem?

Die Bedingungen, unter denen unsere Elektrogeräte hergestellt werden, sind schlecht. Für viel Aufsehen hat etwa die Selbstmordserie unter den Mitarbeiter:innen des Apple-Zulieferers Foxconn in dessen Werken in China 2010 gesorgt.

Zwar hat die Situation sich seitdem verbessert, doch Menschenrechtsorganisationen bemängeln weiterhin, dass die – oftmals ungeschulten – Arbeiter:innen in der IT-Produktion in Asien sich nicht in Gewerkschaften organisieren dürfen, zu viele Überstunden machen müssen und unter Bedingungen arbeiten, die ihre Gesundheit gefährden.

Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Schon bevor ein Gerät unter diesen Bedingungen hergestellt wird, steht eine lange Lieferkette, in der jedes Glied seine eigenen Probleme birgt: So wird der Umweltschutz bei der Produktion oftmals missachtet. In vielen der Minen für Kobalt, Gold oder Silber – alles Rohstoffe, die in unseren Elektrogeräten stecken – gibt es laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) Kinderarbeit.

1.000.000 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren arbeiten nach Schätzung der ILO in Minen und Steinbrüchen. Die gewonnenen Rohstoffe landen auch in unseren Elektrogeräten.

Und was ist der Ansatz von Nager IT?

Gründerin Susanne Jordan hat früher als Rechercheurin für eine Öko-Rating-Firma gearbeitet. Dort stellte sie fest, dass viele Unternehmen ökologische und soziale Anforderungen nicht erfüllten. Das wollte die Geografin so nicht hinnehmen. 2009 gründete sie das Unternehmen Nager IT. Ihr Ziel: Elektrogeräte fair herzustellen.

Man siehts: Nager IT kommt aus Bayern. Der Sitz des Unternehmens von Gründerin Susanne Jordan ist in Bichl, südlich von München.

„Susanne wollte an einem Beispiel zeigen, dass man Elektronik auch fair produzieren kann. Eigentlich wollte sie das mit einem fairen PC beweisen, doch es zeigte sich schnell, dass schon eine faire Maus jede Menge Herausforderungen bereithält“, erklärt Lena Becker, stellvertretende Produktionsleiterin von Nager IT. Sie vertritt Jordan, die sich gerade eine Auszeit nimmt. Zwar besteht die Computermaus aus weniger als 20 Bauteilen, doch es dauerte ganze drei Jahre, bis Jordan es schaffte, diese unter halbwegs fairen Bedingungen zu einer Maus zusammensetzen zu lassen. 2012 gelang es ihr und sie brachte, so zumindest das Versprechen, „die erste faire Computermaus der Welt“ auf den Markt.

»Fair bedeutet für uns sozial nachhaltig. Wir versuchen auch ökologisch zu sein, aber unser Hauptziel ist Fairness in Bezug auf die Arbeitsbedingungen.« Lena Becker, Nager IT

Die faire Maus kostet in der Basisvariante 29,99 Euro. Stellte das Unternehmen anfangs 5.000 Mäuse pro Jahr her, sind es mittlerweile 100.000. Seit 2019 beliefert Nager IT auch Ministerien und Behörden. Der erste Auftrag kam von der Polizei Niedersachsen, die 20.000 Mäuse bestellte. 2020 kaufte das Land Baden-Württemberg weitere 60.000.

Und wie fair ist die Maus?

Das haben wir uns natürlich auch gefagt! Flip-Autorin Virginia Kirst hat dazu ausführlich mit Lena Becker von Nager IT gesprochen.

Die Produktion in Deutschland

Um die Arbeitsbedingungen  so gut wie möglich kontrollieren zu können, findet die Produktion der Maus vor allem in Deutschland statt: Das Gehäuse aus Biokunststoff und Spritzguss kommt aus Hannover, das Logo wird in Berlin aufgedruckt. Eine Besonderheit ist das Scrollrad ist aus Buchen- und Birkenholz aus Franken. Dadurch unterscheidet sich die faire Maus auch auf den ersten Blick von anderen Büromäusen.

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