Was ist das Problem?

Die Kryptowährung Bitcoin ist ein Stromfresser. Sie verbraucht jährlich so viel Strom wie ganze Staaten. Der Großteil davon kommt aus billigen Kohlekraftwerken. Nur 39 Prozent des Bitcoin-Stroms stammt aus erneuerbaren Energien.

103 Terrawatt-Stunden Strom vebraucht der Bitcoin laut Cambridge University jährlich. Damit verbraucht die digitale Währung mehr Strom als Finnland oder Belgien.

Und: Der Stromverbrauch des Bitcoins wird immer größer. Das hat damit zu tun, dass bei steigenden Kursen auch die benötigte Rechenleistung immer größer wird.

Die Entwicklung des Bitcoin-Stromverbrauchs seit 2017 (Grafik: Digiconomist.com)

Der Bitcoin verbraucht aber nicht nur Strom, er produziert auch jede Menge Elektroschrott. Weil die erforderliche Rechenleistung immer größer wird, bedarf es auch immer leistungsfähigerer Computer und Komponenten. Die alten landen oft im Müll. Wissenschaftler haben berechnet, dass der Bitcoin für 30.700 Tonnen Elektroschrott pro Jahr verantwortlich ist. Schon eine einzelne Transaktion, also zum Beispiel der Kauf oder Verkauf eines Bitcoins, erzeugt rund 272 Gramm Elektroschrott.

Was ist der Ansatz von Cardano?

Die von Cardano etablierte Kryptowährung heißt ADA. Sie ist nach der bekannten Mathematikerin Ada Lovelace benannt worden, die im 19. Jahrhundert gelebt hat und als Pionierin des Programmierens gilt. Inzwischen ist ADA nach Marktkapitalisierung die drittgrößte Kryptowährung – hinter dem Bitcoin und Ethereum. Ähnlich bekannt aber ist sie nicht. So tippten in einer Umfrage in Großbritannien bei dem Begriff “Cardano” mehr Bürger:innen auf ein Schiff, ein Getränk oder eine Käsesorte als auf eine Kryptowährung.

Der Amerikaner Charles Hoskinson, Jahrgang 1987, hat Cardano gegründet. Noch denken viele Menschen beim Namen des Unternehmens allerdings eher an eine Käsesorte als an eine Kryptowährung.

Ins Leben gerufen wurde Cardano 2015 von Charles Hoskinson. Er war zuvor auch schon Mitgründer von Ethereum, verließ das Unternehmen aber nach Differenzen über die zukünftige Ausrichtung. “Das gesamte Ethereum-Ökosystem ist nicht nachhaltig”, hat Hoskinson später gesagt. Cardano soll nun anders sein. Nachhaltiger. Und vor allem weniger Energie verbrauchen. Dazu haben die Entwickler:innen einen neuen Algorithmus entwickelt, der deutlich energieeffizienter ist als der des Bitcoin.

»Bitcoin's Energieverbrauch wird immer schlimmer, weil die (...) Ineffizienz in der DNA des Bitcoins liegt.« Charles Hoskinson, Cardano-Gründer zu "The Independent"

Während der Bitcoin noch mit der Proof-of-Work-Methode arbeitet, setzt Cardano auf ein Proof-of-Stake-System. Klingt kryptisch? Nun ja, es ist tatsächlich etwas komplex, aber das erklären wir gleich ganz in Ruhe. Vorweg sei nur gesagt, dass Cardano nicht das einzige Krypto-Unternehmen ist, das auf diese Methode setzt. Die erste Kryptowährung, die das System angewendet hat, war der sogenannte Peer-Coin. Cardano hat das Verfahren übernommen und weiterentwickelt. Dabei wurde es von verschiedenen Universitäten unterstützt. Aktuell ist Cardano die größte Proof-of-Stake-Währung.

Wie nachhaltig ist Cardano?

Cardano ist ein kompliziertes Konstrukt aus verschiedenen Organisationen. Dazu gehört auch die Cardano Stiftung im schweizerischen Zug. Sie soll die Weiterentwicklung des Coins und seines Netzwerkes überwachen. Chef der Stiftung ist der Däne Frederik Gregaard. Mit ihm hat Flip-Autor Leander Löwe sich ausgetauscht.

1. Ein Kampf der Systeme
Um zu verstehen, warum Cardano gegenüber dem Bitcoin so viel Energie einspart, müssen wir uns zunächst einmal anschauen, wie der Bitcoin erzeugt wird. Das geschieht mit der sogenannten Proof-of-Work-Methode in der Blockchain. Übersetzt heißt Proof-of-Work so viel wie “Arbeitsnachweis”. Die Blockchain ist das dezentrale Netzwerk aus vielen verschiedenen Computern, in dem der Bitcoin gespeichert wird. In dieser Blockchain konkurrieren  sogenannte “Schürfer” darum, eine Bitcoin-Transaktion ausführen zu dürfen. Wer am Ende den Auftrag bekommt, wird am Gewinn beteiligt.

Das Proof-of-Work-Verfahren soll feststellen, wer die Transaktion im internationalen Bitcoin-Netzwerk am zuverlässigsten ausführen kann. Das funktioniert so: Den Computern der Schürfer, die sich um die Ausführung der Transaktion bewerben, wird eine Rechenaufgabe in Form eines kryptischen Rätsels gestellt. Das Computer-Netzwerk, das diese Aufgabe als erstes löst, bekommt den Auftrag. Bei diesem “Wettbewerb” führen tausende von Computern in vielen verschiedenen Netzwerken weltweit gleichzeitig Rechnungen durch. Deshalb ist der Energieverbrauch so hoch.

Dabei gilt die Grundregel: Je höher der Kurs des Bitcoin, desto komplexer die Rechnung und desto höher der Energieverbrauch. Und weil es Schürfern darum geht, möglichst viel Geld zu verdienen, beziehen sie oft billigen Strom aus Kohlekraftwerken. So führt das System zu einem hohen Verbrauch dreckiger Energie.

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