Was ist das Problem?

Ex-Häftlinge, Ex-Junkies und psychisch Erkrankte haben kaum eine Chance, Arbeit zu finden. Die Gründer von Heyho aus Lüneburg wollen das ändern – und ließen sich vom amerikanischen Zen-Meister Bernie Glasmann inspirieren. Der Buddhist gründete 1982 eine Bäckerei, die Greyston Bakery, um Menschen zu beschäftigen, die sonst keiner anstellen würde. Das Motto: “No questions asked.” Die Bäckerei wurde ein Riesenerfolg und liefert heute etwa die Cookies für die bekannte Eismarke Ben & Jerry’s. Dort arbeiteten Tim Duffner und Christian Schmidt, zwei der Heyho-Gründer. Zufällig stießen sie auf Stefan Buchholz, der 15 Jahre eine Einrichtung für Wohnungslose geleitet hat. Zwei Experten für schicke Marken und ein Sozialwirt. Ende 2015 gingen sie ein Bier trinken und sagten sich…

Das muss doch auch in Deutschland gehen!?

Klar, in Deutschland gibt es einen sehr viel besser ausgebauten Sozialstaat als in den USA, aber das heißt noch lange nicht, dass Menschen mit gebrochenen Biografien, die mal in Haft oder drogenabhängig waren, hier einfacher eine reguläre Beschäftigung finden. Häufig sind sie über viele Jahre arbeitslos, nicht wenige auch wohnungslos. Im Bürokratendeutsch heißen sie “Menschen mit multiplen Vermittlungshemmnissen”.

“Da sind viele Menschen dabei, die großes Potenzial haben, aber die sind stigmatisiert. Da haben wir gesagt: Wenn andere die Tür zumachen, machen wir sie auf.” Stefan Buchholz, Ex-Sozialarbeiter & Co-Founder von Heyho

Heute beschäftigt Heyho rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mindestens ein Drittel von ihnen hat einen “bunten Background”, wie sie das nennen. Darunter ehemals Heroin- und Alkohol-Abhängige, Ex-Häftlinge und psychisch Erkrankte.

Funktioniert das auch?

Das wollten wir auch wissen und sind nach Lüneburg gefahren. Im dortigen Gewerbegebiet hat Heyho seine kleine Produktionshalle. Darin steht zwar erst ein Ofen (drei passen rein), aber geröstet werden auch jetzt schon 200 Kilo Granola am Tag. Ist übrigens alles Handarbeit, da hat Felix genau drauf geachtet 😉

Links: Heyho-Mitarbeiter Milad, der nach seiner Flucht aus dem Iran mit verschiedenen Problemen zu kämpfen hatte. Rechts: "Lebensmittelkontrolleur" Felix von Flip

Was muss man noch wissen? Hier die Punkte, die wir wichtig finden:

1. Ein richtiges Unternehmen

Heyho bezeichnet sich selbst als “soziale Müslirösterei”, ist aber ganz bewusst kein Sozialträger oder gemeinnütziger Verein, wo schwer vermittelbare Arbeitslose sonst oft einer Beschäftigung nachgehen. Heyho ist rechtlich ein ganz normales Unternehmen. Allerdings hat es sich im Gesellschaftsvertrag verpflichtet, dass mindestens ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besondere Biografien haben muss. Motto: “Wir stellen keine Leute an, um Granola zu rösten, wir rösten Granola, um Leute einzustellen.”Sollte die Firma irgendwann mal Gewinn erwirtschaften, soll die Hälfte davon in Projekte gehen, die Wohnungslose unterstützen.

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