Was ist das Problem?

In diesem Flip geht es ums große Ganze: den Klimawandel. Ihr kennt das Problem: Die Menschheit produziert immer mehr Treibhausgase, deren Ausstoß zu einem Anstieg der Temperatur führt.

Die größte Verantwortung dafür, diesen Prozess aufzuhalten, liegt natürlich bei den Regierungen.  Doch auch jeder und jede Einzelne von uns kann dazu beitragen, dass weniger Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt. Eine wichtige Stellschraube ist dabei die Wahl des Stromtarifs: Laut CO2Online kann ein Einpersonenhaushalt durch den Wechsel auf Ökostrom seine C02-Emissionen deutlich senken. Denn produziert dieser in einer Wohnung durch den normalen Strommix 610 Kilo CO2 im Jahr, sind es bei der Verwendung von Ökostrom nur 40 Kilo.

Trotzdem beziehen viele Haushalte bislang keinen Ökostrom:

82,1 Prozent der Deutschen gaben bei einer Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse 2019 an, keinen Ökostrom zu beziehen.

Hinzu kommt: Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Auch die großen Energieversorger bieten Ökostrom an, selbst wenn sie einen Großteil ihres Gelds noch mit fossilen Energien verdienen. Als Kund:in unterstützt man am Ende aber das ganze Unternehmen.

Was ist der Ansatz von Enyway?

Über den Geschäftszweig „Enyway Power“ ermöglicht Enyway seinen Kund:innen, ihren CO2-Abdruck zu reduzieren, indem sie vom normalen Strommix zu Ökostrom wechseln. Das Besondere ist der Plattform-Ansatz: Enyway selbst produziert keinen Strom, sondern verbindet die – meist sehr kleinen – Ökostrom-Produzent:innen und Kund:innen miteinander.

Haben Enyway 2017 gegründet: Heiko von Tschischwitz, Andreas Rieckhoff und Varena Junge (von links nach rechts)

Auf Enyways Webseite können Interessierte sich anhand ihres Standorts und Verbrauchs einen Ökostrom-Versorger aussuchen. So entscheiden sie nicht nur, wer genau ihren Strom produziert, sondern auch, welche Art von Ökostrom sie beziehen wollen. Kund:innen in Hamburg können etwa zwischen dem Windstrom aus den Obstplantagen von Ehepaar Kröger und dem „Moin Moin PV-Strom“ aus Sonnenenergie von den Neuburgers entscheiden. Enyway kümmert sich um den Anschluss der kleinen Versorger ans bundesweite Stromnetz, die Verträge und den Wechsel vom aktuellen Stromanbieter.

»Wir graben den etablierten Energieversorgern das Wasser ab, indem wir sagen: Strom von Mensch zu Mensch ist symphatischer und transparenter als von Großkonzernen, die viel quersubventionieren und Greenwashing betreiben.« Andreas Rieckhoff

Man selbst biete hingegen ehrlichen Ökostrom an, “der einen echten Beitrag zur Energiewende leistet“, so Rieckhoff.

Ist das alles?

Nein, seit vergangenem Jahr bietet Enyway seinen Kund:innen auch an, den eigenen CO2-Fußabdruck auszugleichen. Es ist der erste Schritt über den Strommarkt hinaus:

»Unsere Vision ist es, eine Plattform für Produkte zu schaffen, die Menschen einfach und digital dabei unterstützt, ein klimapositives Leben zu führen« Andreas Rieckhoff

Die Grundidee der CO2-Kompensation ist bekannt: Wer etwas tut, das schlecht für das Klima ist, kann über Kompensation den Schaden ausgleichen. Das funktioniert etwa bei Flugbuchungen im Internet: Beim Bezahlvorgang kann gleichzeitig eine Einmalzahlung vorgenommen werden, die den CO2-Ausstoß des Flugs kompensiert. Enyway geht bei dem Thema allerdings noch einen Schritt weiter und bietet Kund:innen über „Enyway Impact“ an, ihren jährlichen CO2-Ausdruck auszugleichen – und gleichzeitig Rendite zu machen.

Auf Enyways Webseite lässt sich der persönliche CO2-Abdruck ausrechnen und anschließend Geld in ein Aufforstungsprojekt in Malaysia investieren, das CO2 in der entsprechenden Größenordnung bindet. Bei einem durchschnittlichen Ausstoß von elf Tonnen CO2 pro Jahr schlägt Enyway ein Investment von rund 1.500 Euro vor.

Auf der malayischen Insel Borneo soll mit schnell wachsenden Bäumen aufgeforstet werden. Es handelt sich um Eukalyptus, Akazien und Albizien

Das Geld wird für fünf Jahre angelegt und kommt – wenn alles gut geht – mit einer Rendite von 4,25 Prozent pro Jahr zurück. Während der Laufzeit wird mit dem Geld ein Aufforstungsprojekt finanziert. Rieckhoff bezeichnet Bäume als die derzeit „beste ‚Technologie‘, die wir haben, um den Klimawandel zu bekämpfen“. Nach Ende der Laufzeit wird ein Teil der Bäume gefällt. Sie sollen nachhaltig weiterverarbeitet werden. Dabei entstehen Gewinne, die über die Rendite an den Anleger:innen ausgezahlt werden.

Und funktioniert das auch?

Keine Frage, der Ansatz von Enyway klingt gut. Erst verkleinert man seinen CO2-Fußabdruck, dann gleicht man ihn aus. Aber lässt sich der Alltag so wirklich klimafreundlicher gestalten? Darüber hat Flip-Autorin Virginia Kirst mit Andreas Rieckhoff von Enyway gesprochen.

Ökostrom

Laut Umweltbundesamt verursacht die Stromerzeugung in Deutschland die meisten Treibhausgase. Ökostrom könne diese stark senken. Es gibt allerdings einige Details, die wichtig sind: So ist der Ökostrom von Enyway nicht von den einschlägigen Siegeln „Grüner Strom“ und „Ok Power“ zertifiziert. Dazu muss man wissen: „Für die Labels reicht es nicht, dass der Strom aus nachhaltigen Quellen kommt. Der Stromversorger muss auch dazu beitragen, die Energiewende voranzutreiben, etwa, indem er in den Bau neuer Ökostromanlagen investiert“, erklärt Stefan Thomas, Abteilungsleiter für Energie- und Klimapolitik am Wuppertal Institut, das zu Nachhaltigkeit forscht.

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