Durch den Klimawandel nehmen Extremwetter-Schäden wie Waldbrände und Überschwemmungen stark zu. Das setzt Versicherer unter Druck. Wie jetzt bekannt wurde, sind die Gewinne der Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück eingebrochen, vor allem wegen der hohen Schadenssummen bei den Waldbränden in Kalifornien. Expert:innen warnen vor wachsenden Versicherungslücken in Risikogebieten, die dann von staatlichen Programmen aufgefangen werden müssen – was bei immer häufigeren und heftigeren Extremwetterereignissen sogar das gesamte Finanzsystem gefährden könnte.

➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:

  • Wer haftet für Extremwetter-Schäden? Waldbrände, Überschwemmungen und Stürme nehmen durch den Klimawandel weltweit zu. 2024 erreichten die globalen Schäden durch Klimakatastrophen mit 320 Milliarden US-Dollar einen Rekordwert. Versicherer, die eigentlich für diese Schäden haften, ziehen sich zunehmend aus Hochrisikogebieten zurück. Auch sogenannte Rückversicherer, quasi „Versicherungen der Versicherer“, stoßen mittlerweile an ihre Grenzen: Die Gewinne der Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück sind im ersten Quartal 2025 stark eingebrochen – vor allem wegen der hohen Schäden durch Waldbrände in Kalifornien (1,1 Mrd. Euro bei Munich Re, 631 Mio. Euro bei Hannover Rück).
  • Was, wenn niemand mehr versichern will? Wenn private Versicherer ganze Regionen aufgeben, entsteht eine gefährliche Lücke – die Folgen haben sich etwa in Kalifornien gezeigt: Immobilien können dort wegen Brandgefahr in manchen Gegenden nicht mehr zu bezahlbaren Preisen versichert werden. In einigen Fällen musste das staatliche Versicherungsprogramm Fair einspringen, also quasi die Steuerzahler:innen. Auch in Deutschland wächst die Sorge vor einer Versicherungslücke: Union und SPD planen deshalb eine Pflichtversicherung für Hauseigentümer, die sogenannte Elementarschäden abdeckt. Einer Untersuchung des Gesamtverbands der Versicherer (GDV) zufolge sind in Deutschland über 300.000 Adressen hochwassergefährdet. Ob das eigene Haus in einem Risikogebiet steht – und eine verpflichtende Elementarschadenversicherung möglicherweise teuer werden kann – lässt sich im Hochwassercheck des Versicherer-Verbandes prüfen.
  • Gefährdet das am Ende sogar den Kapitalismus? Das Kerngeschäft der Versicherungsbranche ist das Risikomanagement – und sie nimmt die Gefahren der globalen Erwärmung seit langem ernst. Mit der aktuellen Politik steuern wir auf einen globalen Temperaturanstieg von 2,2°C bis 3,4°C zu, ein Anstieg bei dem Versicherer „keine Deckungen mehr anbieten können”, warnt Günther Thallinger, Vorstandsmitglied der Allianz SE, im März auf LinkedIn. Ganze Regionen könnten so unversicherbar werden und Staaten wären bei den immer häufigeren Großschäden finanziell überfordert. Schon jetzt haben sich beispielsweise in Australien die Ausgaben für Katastrophenschutz zwischen 2013 und 2017 versiebenfacht. Es sei ein systematisches Risiko, „dass die Basis des Finanzsektors bedrohe“, so Thallinger. Die einzige Lösung sei eine beschleunigte Energiewende zu emissionsfreien Technologien, um die „Bedingungen zu retten, unter denen Märkte, Finanzen und Zivilisation funktionieren können.“

Quellen: Handelsblatt (€), MunichRe, GDV, Climate Action Tracker, Deutsche Welle, The Guardian, LinkedIn, Tagesschau, Handelsblatt (€), Focus, Süddeutsche Zeitung, Süddeutsche Zeitung

Wenn du noch tiefer einsteigen willst: In der Episode „Wie versichert man Klimarisiken?“ vom Podcast „Der Klimadialog“ spricht Andreas Rauter, Senior Advisor für Nachhaltigkeit bei der österreichischen Versicherung UNIQA, über die Herausforderungen klassischer Versicherungsmodelle angesichts des Klimawandels – und wie sich die Branche auf zunehmende Risiken einstellen kann. 🎧

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