Eigentlich soll möglichst viel Plastik wiederverwendet werden. Das Problem: Für Unternehmen lohnt sich das nicht, recyceltes Plastik ist oft doppelt so teuer. Braucht es also – ähnlich wie für Solarstrom – eine Einspeisevergütung für Rezyklate?
Sie stecken in Flaschen, Smartphones oder Kleidung: Kunststoffe sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der Großteil davon sind Einwegprodukte und Verpackungen, die nach kurzer Zeit wieder im Müll landen. Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, müssen aber Ressourcen geschont und Emissionen gesenkt werden – also möglichst viel Plastik wiederverwendet und recycelt werden. Noch aber gibt es keinen funktionierenden Kunststoffkreislauf. Von den etwa sechs Millionen Tonnen Plastikabfällen, die jedes Jahr in Deutschland anfallen, werden zwei Drittel verbrannt. Nur 12 Prozent des eingesetzten Materials für Plastikprodukte, schreibt das Umweltbundesamt auf Nachfrage von Flip, bestehen aus Rezyklaten, also kleinen Kunststoffkügelchen, die aus recyceltem Plastik gewonnen werden und dann wiederum zu neuen Produkten verarbeitet werden.
Das Hauptproblem: Die Rezyklate sind viel teurer als Neuware. Kauft ein Unternehmen also statt Neuplastik die nachhaltigeren Rezyklate, um damit beispielsweise Verpackungen herzustellen, muss es draufzahlen. Dass das sogenannte “Virgin Material” günstiger ist, liege unter anderem daran, dass die Neuplastik-Industrie durch die vielen Jahre Erfahrung hoch effizient sei, schreiben die Autor:innen eines Reports der Röchling Stiftung, die sich auf das Thema Kunststoff und Umwelt konzentriert. Recycling-Verfahren seien dagegen noch nicht so optimiert. Das Fazit des Reports: „Der Markt für recycelten Kunststoff ist kaputt”.
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Schluss mit Strom-Greenwashing!
Wusstest du, dass mancher Ökostrom nur grün angemalter Kohlestrom ist? Das geht über (leider legale) Herkunftsnachweise aus nordeuropäischen Wasserkraftwerken. So unterstützt du mit deinem „Öko“strom vielleicht die fossile Industrie. Willst du wissen, wann Ökostrom das Klima wirklich schützt?
„Unternehmen, die Emissionen einsparen, sollten am Markt besser gestellt werden”, fordert Felix Arnold. Er ist Referent für Kreislaufwirtschaft beim Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW), in dem sich Unternehmen, Selbständige, Stiftungen und Verbände zusammengeschlossen haben, die sich für eine nachhaltigere Wirtschaft einsetzen (Transparenzhinweis: Auch Flip ist Mitglied im BNW). Der Verband ruft die Bundesregierung in einem Konzeptpapier dazu auf, Unternehmen, die nachhaltige Rezyklate nutzen, finanziell zu unterstützen. Die konkrete Idee: eine sogenannte Einspeisevergütung für Kunststoff-Rezyklate.
So eine Einspeisevergütung hat in der Vergangenheit schon einmal gut funktioniert – und zwar bei erneuerbaren Energien. Die hatten es nämlich anfangs mal ähnlich schwer wie die Rezyklate heute. Um den Markt anzukurbeln, erhielten Betreiber von Anlagen für den eingespeisten Strom vom Staat eine garantierte Vergütung über einen festen Zeitraum, die dann nach und nach immer weiter abgeschmolzen ist (anfangs waren es 50 ct/kWh, mittlerweile sind es nur noch 8,1 ct/kWh.) Das machte den Ausbau erneuerbarer Energien finanziell attraktiver, da die Produzent:innen unabhängig von den Marktpreisen für Strom eine festgelegte Zahlung bekamen.
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