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Was ist das Problem?

Vielleicht ist dir das auch schon mal aufgefallen: Noch vor ein paar Jahren war die Windschutzscheibe nach einer langen Autofahrt voll mit toten Insekten – heute bleibt sie meist relativ sauber. Was viele schon vorher wahrgenommen haben, hat die sogenannte Krefeld-Studie 2017 erstmals wissenschaftlich bestätigt: Die Zahl der Insekten nimmt stark ab. Aktuell stuft das Bundesamt für Naturschutz mehr als ein Viertel aller heimischen Insektenarten als gefährdet ein. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine große Rolle aber spielt die industrielle Landwirtschaft, der viele Weiden, Streuwiesen und Feuchtgebiete zum Opfer gefallen sind. Auch in den Städten eignen sich viele Gärten nur sehr bedingt als Lebensraum für Insekten.

Und was ist der Ansatz der Samentütchen? 

Gerade jetzt im Frühling bekommt man sie überall – ob im Baumarkt, im Supermarkt oder als Werbegeschenk von Firmen: insektenfreundliche Samentütchen. Darin sind unterschiedliche Blumensamen enthalten, die man bequem auf dem Balkon oder im Garten aussäen kann. Das Ziel: Blumen mit nektarreichen Blüten, an denen sich Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten satt essen können. Das Versprechen: So kannst du im Kleinen dazu beitragen, sie vor dem Aussterben zu retten.

Es ist ja tatsächlich eine schöne Vorstellung: Auf dem eigenen Balkon oder Garten ein kleines Biotop zu schaffen – und damit den Insekten zu helfen. Nur: Funktioniert das in der Praxis auch? Und worauf muss man beim Kauf der Tütchen achten?


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Zusammen gegen Strom-Greenwashing

Dieser Text sollte das Bild beschreiben

Green Planet Energy ist das erste Mitglied der flip Allianz gegen Greenwashing. Denn auch auf dem Energiemarkt gibt es fiese Öko-Schummeleien. Dabei wird Kohle- und Atomstrom umetikettiert und als „grün“ verkauft. Das ist dank Herkunftszertifikaten leider legal – aber eben geschummelt. Darum: Hol dir lieber echten Ökostrom.


Flip-Autorin Leoni Bender hat im Baumarkt drei Packungen Samenmischungen unterschiedlicher Marken gekauft: Die “Bienenfutterpflanzen” von Kiepenkerl für 3,49 Euro, auf denen eine grinsende Biene an einem Gänseblümchen zu riechen scheint. Der Slogan darunter lautet: “Ein Herz für Nützlinge”. Außerdem: “Sperli’s Insektennektar” für 3,79 Euro, der “Nützlingen wie Hummeln, Bienen und Schmetterlingen als Nahrung dienen” soll. Und: Die ”Tübinger Bienenweide”, die laut Produktbeschreibung zur “wichtigen Biodiversität” beitragen soll. Ein Hersteller ist auf der Packung nicht angegeben. Dafür kostet die Tüte gerade mal 79 Cent.

Alle drei Samenmischungen werben damit, insektenfreundlich zu sein. Bild: Leoni Bender

Und funktioniert das auch?

Um herauszufinden, was die Samentüten wirklich nutzen, hat Flip mit der Biologin Maura Haas-Renninger vom Naturkundemuseum Stuttgart gesprochen – und ihr die drei Saatgut-Mischungen gezeigt. Bei den “Bienenfutterpflanzen” von Kiepenkerl lobt sie zunächst einmal, dass auf der Rückseite die enthaltenen Pflanzen mit Prozentangaben genannt sind. Man weiß also, was drin ist. So enthält die Tüte beispielsweise auch Samen von Lupinen. Das Problem: Viele der Pflanzen kommen ursprünglich nicht aus Deutschland  – und sind damit für viele heimische Insekten nicht sonderlich geeignet, weil diese mit ihnen wenig anfangen können. „Die locken dann zwar Bestäuber an, sind aber für viele Arten keine geeignete Pollen- oder andere Nahrungsquelle”, so Haas-Renninger. Soll heißen: Die Insekten kommen zwar vorbei, finden dann aber Pflanzen vor, deren Pollen sie oft gar nicht essen oder die sie nicht zum Nisten nutzen können. „Also taugt die Mischung eher wenig”, so Haas-Renninger.

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