Den Meeren geht es schlecht: sie sind überhitzt, übersäuert und vermüllt – und nun auch noch vom Tiefseebergbau bedroht. Darum beraten Vertreter:innen aus 130 Ländern seit Montag im französischen Nizza über einen besseren Schutz der Ozeane und politische Selbstverpflichtungen. Bereits zu Beginn der Konferenz haben sich 33 Staaten, darunter Deutschland, für eine “vorsorgliche Pause” beim Tiefseebergbau ausgesprochen. Und es gibt schon eine positive Nachricht: In Französisch-Polynesien soll das weltweit größte Meeresschutzgebiet entstehen, wie der Präsident der Inselgruppe ankündigte.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- Wie geht's den Meeren? Nicht so gut, denn sie geraten zunehmend aus dem Gleichgewicht. Da die Ozeane etwa 90 Prozent der überschüssigen Wärme aus der Atmosphäre speichern, heizen sie sich immer weiter auf. Im Frühjahr 2025 lag etwa die Oberflächentemperaturen der Nordsee durchschnittlich 0,9 Grad über dem langjährigen Mittel, die der Ostsee sogar bis zu 2 Grad. Diese globale Erwärmung fördert extreme Wetterereignisse und bedroht Korallenriffe. Gleichzeitig macht die Aufnahme großer Mengen CO₂ das Meerwasser saurer. Eine neue Studie zeigt, dass die Ozeane schon im Jahr 2020 eine wichtige Grenze überschritten haben, ab der die Versauerung gefährlich für Meerestiere wird. Dazu kommt die wachsende Plastikflut: Schätzungen zufolge treiben bereits 80 bis 150 Millionen Tonnen Müll in den Weltmeeren – eine tödliche Gefahr für Delfine, Schildkröten und Seevögel. Auch der geplante Tiefseebergbau bedroht empfindliche Ökosysteme.
- Was soll die Konferenz erreichen? Die dritte UN-Ozeankonferenz (UNOC), die derzeit im französischen Nizza stattfindet, soll nun konkrete Fortschritte beim Meeresschutz bringen. Vertreter:innen aus über 130 Staaten beraten seit Montag über den "Aktionsplan von Nizza", der freiwillige Selbstverpflichtungen der Länder bündeln soll. Im Fokus steht das Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Ozeane unter Schutz zu stellen – eine Verpflichtung aus dem historischen UN-Abkommen von 2022, die bisher kaum umgesetzt wurde. Wichtig ist dabei das Inkrafttreten des Hochseeabkommens, das Schutzgebiete in internationalen Gewässern ermöglichen soll, wo bislang kaum Regeln gelten. Dafür müssen 60 Länder das Abkommen ratifizieren, also in ein eigenes nationales Gesetz gegossen haben. Bisher haben das aber erst 32 Länder getan. Ein weiterer Schwerpunkt ist der geplante Tiefseebergbau, für den es momentan noch keine internationalen Regeln gibt. In einem ersten Entwurf für den "Aktionsplan von Nizza", der am Ende der Konferenz stehen soll, kommt das Thema bislang aber nicht vor. Außerdem bereiten die Teilnehmenden die Verhandlungen für ein internationales Plastikabkommen vor, die im August fortgesetzt werden.
- Wo steht Deutschland? Der neue Umweltminister Carsten Schneider fordert in Nizza eine "vorsorgliche Pause" beim Tiefseebergbau – gemeinsam mit 32 weiteren Staaten. Das Wissen über die Tiefsee reiche nicht aus, um Umweltschäden sicher auszuschließen. Das UN-Hochseeabkommen, das es ermöglichen würde, internationale Schutzgebiete auszuweisen, hat Deutschland als einer der ersten Staaten im September 2024 unterzeichnet – allerdings noch immer nicht ratifiziert. Schneider kündigte auf der Konferenz mehrere Selbstverpflichtungen der Bundesregierungen an, etwa die Bergung von Altmunition in Nord- und Ostsee sowie die Unterstützung von Partnerländern beim Ausweisen von Schutzgebieten. Deutschland selbst hat bereits 45 Prozent der deutschen Nord- und Ostsee unter Schutz gestellt. Damit ist das internationale 30-Prozent-Ziel zwar auf dem Papier erfüllt, allerdings sind viele Gebiete mangelhaft geschützt: Fischerei, laute Schifffahrt oder Grundschleppnetze sind oft weiter erlaubt. Wie es sein kann, dass Schutzgebiete zu sogenannten “Paper-Parks” werden, hat Flip in dieser Recherche offengelegt.
Quellen: Deutsche Welle, Spiegel, taz, rnd, ZDF, Geomar, WWF, Table.Media (€)
Wenn du noch tiefer einsteigen willst: Der WWF-Podcast "Breaking Waves" beleuchtet in sechs Folgen, wie man die Meere besser schützen kann. In der ersten Folge geht es beispielsweise um das Potenzial von KI für Meeresschutz. Diesen Podcast haben wir zwar schon einmal empfohlen, aber inzwischen sind alle vier Folgen der Reihe "Enden: Land Unter" erschienen. Dort wird die Debatte rund um den Tiefseebergbau gründlich beleuchtet.🎧