Eigentlich hatte die EU sich schon 2022 darauf geeinigt, dass Neuwagen ab 2035 kein CO₂ mehr ausstoßen dürfen. Das soll den besonders klimaschädlichen Verkehrssektor endlich auf Kurs in Richtung Klimaneutralität bringen. Nun deutet die EU-Kommission aber Gesprächsbereitschaft an, das Verbrenner-Aus doch wieder aufzuweichen. Friedrich Merz hatte zuvor in einem Brief an EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen Ausnahmen unter anderem für "hocheffiziente Verbrenner" gefordert. Was diese genau sein sollen, bleibt aber unklar.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- Darauf hatte sich die EU geeinigt: Mit dem sogenannten „Verbrenner-Aus“ ist eine EU-Regelung gemeint, nach der ab 2035 neu zugelassene Pkw keine klimaschädlichen CO₂-Emissionen mehr ausstoßen dürfen. Anders als mitunter der Anschein erweckt wird, handelt es sich also nicht um ein pauschales Verbot des Verbrennungsmotors auf unseren Straßen. Neue Verbrenner wären auch nach 2035 weiterhin möglich, wenn sie ausschließlich mit CO₂-neutralen Kraftstoffen betrieben werden. Die Regel ist Teil des EU-Klimapakets „Fit for 55“ und soll den Verkehrssektor endlich auf Klimakurs bringen, denn dessen Emissionen sind EU-weit seit 1990 um 23 Prozent gestiegen.
- Was soll sich jetzt ändern? Die aktuelle Debatte um eine Aufweichung wurde durch einen Brief von Bundeskanzler Friedrich Merz an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgelöst. Darin fordert er unter anderem auch nach 2035 Hybridfahrzeuge, “hocheffiziente Verbrenner” und ähnliche Fahrzeuge zuzulassen. Ähnliches hatten bereits die Ministerpräsident:innen der Länder im Oktober gefordert. Kurz darauf signalisierte der EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas, die Kommission wolle „alle Technologien“ prüfen – darunter ausdrücklich auch Verbrennungsmotoren, wenn sie mit E-Fuels oder Biokraftstoffen betrieben werden. Eigentlich wollte die Kommission am 10. Dezember neue Regeln in einem “Autopaket” vorstellen, was sich laut Handelsblatt-Bericht aber um mehrere Wochen verschieben könnte.
- Was sollen hocheffiziente Verbrenner sein? Was genau mit “hocheffizient” eigentlich gemeint ist, ist unklar – auf Nachfrage bei der Bundespressekonferenz Anfang der Woche wussten die Sprecher der Bundesregierung keine Antwort. Fakt ist: Selbst moderne Verbrennungsmotoren wandeln nur 20 bis 45 Prozent der im Kraftstoff enthaltenen Energie in Bewegung um, der Rest geht als Wärme verloren. E-Autos sind dagegen etwa dreimal so effizient wie konventionelle Verbrenner. Auch der Einsatz von E-Fuels, also künstlich hergestellten Kraftstoffen aus Strom, Wasser und CO₂, würde die Klimabilanz kaum verbessern. Um sie in Verbrenner-Pkws einzusetzen, sind E-Fuels bislang zu teuer, ineffizient und nur in zu kleinen Mengen verfügbar, zeigt etwa eine Metastudie der Klima-Allianz Deutschland.
Quellen: Europäischer Rat, Destatis, Spiegel (€), Tagesschau, Handelsblatt (€), Zeit (€), Electrive, Bundesumweltministerium, Klimafakten, Klima-Allianz Deutschland
Wenn du tiefer einsteigen willst: Das Online-Magazin Uebermedien wirft in dieser Kolumne einen Blick auf die aufgeheizte Debatte ums sogenannte „Verbrennerverbot“ und zeigt, wie Schlagworte und mediale Zuspitzungen die echte Diskussion über Klimaschutzmaßnahmen oft überlagern. 🔎📰