Kurz und knapp: Die globale Temperatur lag 2024 bei 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Das 1,5-Grad-Ziel gilt offiziell zwar noch nicht als verfehlt, doch Forschende rechnen damit, dass es auch langfristig überschritten wird. Ein "weiter so" wie bisher, würde vermutlich auf eine globale Erwärmung von 3,1 Grad bis zum Jahr 2100 hinauslaufen.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- Auf wie viel Grad steuern wir gerade zu? 2024 war laut dem EU-Klimaüberwachungsdienst Copernicus das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – die globale Durchschnittstemperatur lag 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Das 1,5-Grad-Ziel, auf das man sich im Pariser Abkommen geeinigt hat, gilt offiziell erst als verfehlt, wenn die Erwärmung im langjährigen Mittel über 1,5 Grad liegt. Forschende sind sich allerdings einig: Das Ziel wird langfristig gerissen. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen steuert die Welt bei aktueller Politik auf 3,1 Grad Erwärmung bis 2100 zu. Selbst wenn alle nationalen Klimaziele (NDCs) eingehalten würden – was derzeit nicht der Fall ist – läge der globale Anstieg noch immer bei 2,6 bis 2,8 Grad. Einen guten Überblick, wie wirksam die Klimapolitik einzelner Länder im Einklang mit dem 1,5 Grad-Ziel ist, bekommst du beim Climate Action Tracker. Dazu zeigt der EU Emission Tracker, ob die Mitgliedsstaaten der EU auf Kurs zur Klimaneutralität 2050 sind. Spoiler: Deutschland und die meisten anderen Länder sind es nicht. Obwohl Deutschland sich mit dem Klimaschutzgesetz eigentlich sogar verpflichtet hat schon fünf Jahre früher klimaneutral zu sein und die Treibhausgase bis 2030 um 65 Prozent zu senken. Besonders in den Bereichen Gebäude, Verkehr und Landnutzung gibt es große Defizite, wie das aktuelle Zweijahresgutachten des Expertenrats für Klimafragen nochmal aufschlüsselt.
- So wirkt sich die Klimakrise schon jetzt bei uns aus: Die letzten Wochen waren viel zu warm und trocken für diese Jahreszeit. Nach Copernicus-Analysen ist Europa sogar der sich am schnellsten erwärmende Kontinent – mit Folgen wie mehr Hitzetagen, Gletscherschwund und Extrem-Wetterereignissen. Die Situation in Deutschland ist alarmierend: Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes sind die Temperaturen hier im Vergleich zum frühindstriellen Zeitalter schon um 2,5 Grad gestiegen. Eine Correctiv-Recherche hat 2023 analysiert, welche Regionen Deutschlands besonders von Hitze, Dürre und Starkregen betroffen sind – und zeigt, wie schlecht vorbereitet die meisten Kreise und Städte darauf sind.
- Warum du trotzdem nicht die Hoffnung verlieren solltest: Dass der Temperaturanstieg von 1,5 Grad letztes Jahr zum ersten Mal überschritten wurde, heißt nicht, dass Klimaschutzbemühungen umsonst sind. Das Ziel bleibt: Emissionen so schnell wie möglich senken, denn es kommt auf jedes Zehntelgrad an. Zwar sind die Emissionen auch 2024 weiter leicht gestiegen, mittlerweile aber deutlich langsamer. Ein Grund: Erneuerbare Energien werden aktuell schnell ausgebaut. Laut Internationaler Energieagentur (IEA) könnte ihre weltweite Kapazität bis 2030 um das 2,7-Fache steigen und fast die Hälfte des Strombedarfs decken. Inzwischen sind sie auch in fast allen Ländern die günstigste Option für neue Kraftwerke. Beim Solutions Story Tracker findest du noch mehr Berichterstattung über Lösungen für den Klimawandel, die weltweit schon umgesetzt werden.
Quellen: Quarks, UNEP, Umweltbundesamt, Deutschlandfunk, Klimadashboard, Klimafakten, nature, tagesschau, MDR, Science Media Center, Copernicus, Deutscher Wetterdienst, New York Times, nature, Deutschlandfunk, GEO, Tagesschau, IEA
Wenn du noch tiefer einsteigen willst: Wenn du frustriert bist über das zögerliche Handeln der Politik in Sachen Klimakrise, bist du damit nicht allein. Studien zeigen, dass zwischen 80 und 89 Prozent der globalen Bevölkerung eine stärkere Klimapolitik fordern, aber häufig nicht gehört werden. Das “89 Percent Project”, das am 21. April gestartet ist, will diese stille Mehrheit durch journalistische Berichterstattung sichtbar machen und den politischen Druck für Klimaschutz erhöhen. Unter anderem der Guardian ist mit dabei. 🤝