Eine neue Studie zeigt: Allein der Ukrainekrieg hat in drei Jahren rund 240 Millionen Tonnen CO₂ verursacht. Weltweit gibt es Versuche, das Militär grüner zu machen. Auch bei der Bundeswehr hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt. Wegen der angespannten Sicherheitslage rückt der Klimaschutz beim Militär gerade wieder in den Hintergrund – aus nachvollziehbaren Gründen. Trotzdem könnte es sich lohnen, weiter in grüne Militärtechnik zu investieren, auch aus militärischen Gründen.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- Wie groß ist das Problem überhaupt? Lange war das Militär ein blinder Fleck im Klimaschutz: Auf Druck der USA wurden Armee-Emissionen 1997 im Kyoto-Protokoll von der internationalen Berichtspflicht ausgenommen. Bis heute beruhen viele Daten auf Schätzungen, doch die zeigen, wie groß das Problem ist: Laut einem aktuellen Bericht wurden in den ersten drei Jahren des Ukrainekriegs rund 240 Millionen Tonnen CO₂ freigesetzt. Das ist etwa so viel wie Österreich, Ungarn, Tschechien und die Slowakei zusammen in einem Jahr verursachen. Der britische Forscher Stuart Parkinson schätzt, dass weltweit 5,5 Prozent der Emissionen aufs Konto des Militärs gehen, etwa so viel wie der gesamte Flug- und Schiffsverkehr zusammen.
- Welche Ansätze gibt es? Die NATO verabschiedete bereits 2014 das sogenannte Green Defence Framework und legte 2021 schließlich eine Klimastrategie vor, in der festgelegt ist, dass sie ihre CO2-Emissionen deutlich senken und verstärkt auf erneuerbare Energien setzten will. In der EU laufen mehrere Projekte, bei denen Mitgliedsstaaten gemeinsam an Lösungen arbeiten. Ein großes Projekt trägt etwa den Namen „Indy“ und soll besonders energieeffiziente und unabhängige Militärlager entwickeln. 13 EU-Staaten sind beteiligt. Auch in Deutschland gibt es einige Ideen: Etwa einem Hybrid-Panzer, der auch elektrisch betrieben werden kann. Doch gerade angesichts der zunehmenden Bedrohungslage gibt es auch immer wieder Kritik. Der Vorwurf: Warum sollten wir unser Geld in die Entwicklung von E-Panzern stecken, wenn wir nicht einmal genug Panzer haben?
- Warum kann grüne Aufrüstung strategisch sinnvoll sein? Grün heißt nicht nur klimafreundlich, sondern auch krisenfest. Laut Militärforscher Stefan Bayer heiße grüne Aufrüstung vor allem auch, unabhängig von Energieimporten und seltenen Erden zu werden. Im Interview mit dem Spiegel sagt er: "Wir können es uns nicht leisten, erpressbar zu sein." Die Energiekrise 2022 und die Pandemie haben gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten sind. Laut Stefan Bayer könnten Knappheiten oder Preisexplosionen im Ernstfall die Verteidigungsfähigkeit gefährden. Die Idee: Wer weniger fossile Brennstoffe braucht und unabhängiger von Lieferketten ist, kann sicherer und flexibler agieren. Das macht klimafreundliche Technologien auch aus strategischer Sicht attraktiv.
Quellen: Spiegel (€), Zeit, Guardian, Focus, Nato, Klimareporter, Initiative on GHG accounting of war, taz