JBS, der weltgrößte Fleischproduzent, ist an die Börse gegangen. Der Konzern, der aus Brasilien stammt, will trotz zahlreicher Korruptions- und Umweltskandale weiter expandieren. Zugute kommen wird JBS dabei auch das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den vier Staaten der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur. Denn das erleichtert den Export von Fleisch in die EU durch reduzierte Zölle und höhere Quoten.

➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:

  • Wer ist JBS überhaupt? JBS wurde 1953 von José Batista Sobrinho als kleiner Schlachthof in Brasilien gegründet. Heute leiten seine Söhne den mittlerweile weltgrößten Fleischproduzenten, der unter anderem McDonald's und Walmart beliefert. Um sich die Größenordnung besser vorzustellen: Im vergangenen Jahr machte JBS einen Umsatz von rund 68 Milliarden Euro, ungefähr so viel wie der deutsche Chemieriese BASF. Bekannt ist der Konzern aber vor allem für Korruptionsskandale, Umweltzerstörung und politische Manipulationen – darunter systematische Bestechung von Politiker:innen. Greenpeace enthüllte 2021 zudem, dass JBS Fleisch von Rindern exportiert hat, die auf abgebrannten Regenwaldflächen aufgewachsen waren.
  • Warum ist das wichtig? Vor kurzem hat JBS seinen Hauptsitz in die Niederlande verlegt und nutzt den Börsengang an der Wall Street, um seine globale Expansion voranzutreiben. Von dem EU-Mercosur-Abkommen würde das Unternehmen sehr profitieren: Denn das soll den Handel mit Rind-, Geflügel- und Schweinefleisch aus Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay in die EU durch reduzierte Zölle und höhere Quoten erleichtern. Das niederländische Forschungsinstitut Profundo schätzt, dass JBS dadurch bis 2040 1,7 Milliarden Euro zusätzlich verdienen könnte, nach Steuerabzug 1,2 Milliarden Euro. Das Abkommen, so befürchten Kritiker:innen, wird die Ausweitung der industriellen Fleischproduktion fördern, die mit enormen Umweltschäden einhergeht – vor allem durch die Abholzung des Amazonas und massive Methanemissionen. Gleichzeitig würde das zu Lasten kleinerer Farmer, nachhaltiger Landwirtschaft und Tierwohl gehen.
  • Was ist der Stand von Mercosur? Die durch Trumps Handelspolitik ausgelöste Unsicherheit trifft sowohl die EU als auch Lateinamerika stark. Trumps Zoll-Chaos stärkt daher die Befürworter:innen des EU-Mercosur-Deals. Das geplante Abkommen würde eine der größten Handelszonen der Welt schaffen – mit mehr als 700 Millionen Menschen und knapp 20 Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Zwar verkündeten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Uruguays Präsident Luis Lacalle Pou im Dezember eine Einigung, doch die Zustimmung im Rat der EU-Länder und im EU-Parlament steht noch aus. Während Länder wie Frankreich, Polen und Italien Widerstand ankündigen, drängt die Bundesregierung auf einen Abschluss.

Quellen: Handelsblatt, taz, Profundo, Greenpeace, Euractiv, Sentientmedia, Tagesschau, Greenpeace, Deutschlandfunk

Wenn du noch tiefer einsteigen willst: Wie sicher es ist, dass der Deal tatsächlich in Kraft tritt und welche Rolle er angesichts der geopolitischen Lage spielt, wird ausführlich beim Deutschlandfunk besprochen. 🎧

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