Am vergangenen Samstag endete die 30. Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém – mit fast 27 Stunden Verspätung und ohne Fahrplan für den vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Eine Übersicht über die Ergebnisse liefert etwa das RND. Weit weniger berichtet wird dagegen über eine wichtige Konferenz, die diese Woche in Usbekistan begonnen hat: Die 20. Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES COP20). Bis zum 05. Dezember verhandeln die Mitgliedsstaaten unter anderem darüber, den internationalen Handel mit bestimmten Haiarten erstmals weltweit zu verbieten.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- Worum geht's? Auf der CITES-Konferenz COP20 in Samarkand verhandeln 184 Staaten und die EU seit dieser Woche über neue Regeln für den Handel mit bedrohten Arten. CITES steht für “Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora”. Dort wird seit 1973 festgelegt, welche Tiere und Pflanzen international gar nicht oder nur streng kontrolliert gehandelt werden dürfen. Für derzeit rund 1.100 Arten gilt schon ein Handelsverbot. Vom 24. November bis zum 5. Dezember beraten die Staaten über 51 neue Anträge, die meisten für strengere Schutzregeln – manche aber auch zur Lockerung bestehender Vorgaben. Zentrales Thema sind Haie und Rochen: Rund 70 Arten könnten neu gelistet oder stärker reguliert werden. Erstmals wird dabei über ein internationales Handelsverbot für mehrere Haiarten verhandelt – darunter der Weißspitzen-Hochseehai und der Walhai.
- Warum ist das wichtig? Haie übernehmen eine wesentliche Rolle in den Ozeanen: Sie halten die Nahrungskette im Gleichgewicht, etwa indem sie kranke Tiere fressen und so verhindern, dass einzelne Arten Ökosysteme aus dem Takt geraten. Wenn sie fehlen, drohen Kettenreaktionen – bis hin zu kollabierenden Lebensräumen. Doch die Bestände schrumpfen dramatisch, über ein Drittel aller Hai- und Rochenarten sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) bedroht. Der Hauptgrund für das Haisterben ist die Überfischung: Schätzungen zufolge töten Menschen jedes Jahr mehr als 100 Millionen Haie, um etwa mit ihren Flossen zu handeln. Aber auch Lebensraumverlust, saurere Ozeane und Klimawandelfolgen setzen ihnen zu. Dazu kommt, dass Haie sich nur langsam und wenig fortpflanzen. Ohne stärkeren Schutz könnten viele Arten ganz aussterben.
- Was bringen CITES-Beschlüsse? Mit 185 Vertragsstaaten hat CITES nahezu weltweite Gültigkeit. Zwei Drittel der anwesenden Regierungen müssen zustimmen, damit Anträge angenommen und anschließend in nationales Recht überführt werden. Kritiker:innen bemängeln allerdings, dass Umsetzung und Kontrolle oft schwierig sind und die Überwachung in den Verbraucherländern häufig fehlt. Zudem ist CITES zwar ein entscheidender Hebel für den internationalen Handel, kann aber nicht den Fang oder die Nutzung innerhalb einzelner Staaten verhindern. Gleichzeitig zeigen aber Untersuchungen wie etwa diese Studie in der Fachzeitschrift “Marine Policy”, dass Eintragungen in CITES-Listen oft dazu führen, dass Länder erstmals Fangregeln einführen, den Handel kontrollieren und Gesetze verschärfen.
Quellen: RND, CITES, Spiegel (€), Deutschlandfunk, taz, Geo, National Geographic, SZ, IUCN, Science Direct
Wenn du tiefer einsteigen willst: Was sich im Kampf gegen den internationalen Artenhandel in den letzten Jahrzehnten verändert hat, wie CITES in der Praxis funktioniert – und welche Arten es schützt, wird ausführlich im WWF-Podcast "Living Planet" besprochen. 🎧