Der Europäische Emissionshandel ist seit 2005 das zentrale Klimaschutzinstrument der EU. Energieintensive Branchen, die viel CO₂ ausstoßen, müssen für jede Tonne ein Zertifikat kaufen – deren Gesamtmenge ist begrenzt und wird jedes Jahr reduziert. Derzeit betrifft das vor allem große Energieanlagen wie fossile Kraftwerke. Ab 2027 werden auch Emissionen aus Wärme und Verkehr in das System einbezogen.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- So funktioniert's: Der EU-Emissionshandel soll viele Bereiche der Wirtschaft in Europa klimafreundlicher machen. Die Idee ist recht simpel: Wer viel CO₂ produziert, muss sich eine Erlaubnis kaufen, es in die Luft zu blasen. Seit 2005 müssen deshalb bestimmte Branchen wie Energiewirtschaft, energieintensive Industrie und Luftverkehr für jede ausgestoßene Tonne CO₂ ein Zertifikat besitzen. Die Menge dieser CO₂-Rechte ist politisch gedeckelt und wird jedes Jahr weniger. Unternehmen, die umweltfreundlich produzieren, können überschüssige Zertifikate verkaufen – andere müssen zukaufen. Das soll finanzielle Anreize erzeugen, sauberer zu wirtschaften. Rund drei Viertel aller europäischen CO₂-Emissionen werden in Zukunft in den Emissionshandel einbezogen, ab 2027 auch die aus Wärme und Verkehr.
- Wie geht's weiter? Es gibt zwei getrennte Handelssysteme: Neben dem “Emission Trading System” (ETS) I, das es seit 2005 gibt und das seit vergangenem Jahr auch den Seeverkehr enthält, startet 2027 ETS II. Darunter fallen dann die Emissionen aus dem Verkehrs- und Gebäudesektor – die Agrardiesel aus der Landwirtschaft werden jedoch nicht einbezogen. Schon jetzt gibt es in Deutschland durch das nationale Emissionssystem einen festen Preis auf CO₂, das durch Heizen und Verkehr entsteht. Ab 2027 soll dieses System voraussichtlich von ETS II abgelöst werden – dann wird kein fester CO₂-Preis mehr festgelegt, sondern der richtet sich nach dem Markt. Konkret heißt das: Heizen und Autofahren werden künftig teurer. Um die Mehrkosten für Bürger:innen sozial abzufedern, stellt die EU 65 Milliarden Euro im Klima-Sozialfonds bereit. Deutschland erhält davon rund 5,3 Milliarden Euro, hat aber einen nationalen Plan zur Nutzung der Mittel (trotz eigentlicher Frist am 30. Juni) noch nicht eingereicht.
- Was hat's bisher bewirkt? Zwischen 2005 und 2023 sind die Emissionen der betroffenen Sektoren um 47 Prozent gesunken, vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Auch finanziell lohnt sich das System: 2024 hat Deutschland durch ETS I und das nationale Emissionssystem rund 18,5 Milliarden Euro eingenommen. Dieses Geld fließt in den Klima- und Transformationsfonds, der eigentlich nur für klimafreundliche Maßnahmen genutzt werden darf – die Bundesregierung will nun aber Teile davon zweckentfremden. Eine Schwäche des EU-Emissionshandels sind starke Preisschwankungen, besonders in Krisenzeiten. Außerdem sind nicht alle wichtigen Branchen einbezogen, die Landwirtschaft etwa fehlt. Und ob das System auch langfristig wirkt, hängt davon ab, ob die Politik die geplante Zertifikate-Verknappung wirklich konsequent umsetzt.
Quellen: Umweltbundesamt, Klimafakten, Quarks, ZDF, Clean Energy Wire, taz, taz, Klimareporter
Wenn du noch tiefer einsteigen willst: Bei “fossilfrei”, dem Energiewende-Podcast des DIW Berlin gibt es zwei Folgen zum Thema: In Folge #30 geht’s ums Klimageld und in Folge #31 erklärt Michael Pahle vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung die Unterschiede zwischen ETS I und ETS II – und welche Taschenspielertricks sich im ETS II verstecken. 🎧