Mithilfe von Northvolt wollte Europa unabhängig von den dominierenden Batterie-Herstellern aus Asien werden, auch Deutschland hat hunderte Millionen in das Projekt gesteckt. Nun hat Northvolt in Schweden Insolvenz angemeldet. Davon sind die Tochtergesellschaft Northvolt Germany und die “Giga-Factory” in Schleswig-Holstein zwar aktuell noch nicht betroffen, das könnte sich aber ändern. Das Unternehmen hofft jetzt auf neue Investoren.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- Warum ist das wichtig? Das schwedische Unternehmen galt lange als Hoffnungsträger für Europa, um eine eigenständige Produktion von Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos aufzubauen. Weil das für die Transformation strategisch wichtig ist, hat der deutsche Staat sehr viel Geld in die Hand genommen: Bei Heide in Schleswig-Holstein wird seit 2024 eine "Gigafabrik" gebaut, die künftig rund eine Million Elektrofahrzeuge jährlich mit Batteriezellen versorgen soll. Dafür hat Deutschland Northvolt insgesamt rund 900 Millionen Euro zugesichert. Ausbezahlt wurde von der staatlichen Förderbank KfW bisher ein Kredit von 600 Millionen Euro, für den der Bund und das Land Schleswig-Holstein bürgen.
- Was läuft schief? Das Northvolt-Mutter-Unternehmen in Schweden hat am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Zu den Problemen gehörten u.a. steigende Kapitalkosten, geopolitische Instabilität, Unterbrechungen der Lieferketten sowie ein Nachfrageeinbruch. Schon länger läuft es nicht rund: Trotz staatlicher Unterstützung konnten Produktionsziele nicht erreicht werden. Bereits 2024 wurde in Schweden Personal entlassen und Expansionspläne gestoppt. Im November 2024 beantragte Northvolt in den USA ein Sanierungsverfahren, um sich vorübergehend vor seinen Schuldnern zu schützen und sich neu aufzustellen.
- Was heißt das für Deutschland und Europa? Die deutschen und nordamerikanischen Tochtergesellschaften von Northvolt sind von der Insolvenz aktuell zwar nicht betroffen, allerdings sollen zukünftige Entscheidungen "zu gegebener Zeit" vom schwedischen Insolvenzverwalter getroffen werden, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Unternehmen hofft, sich mit neuen Investoren zu retten. Gelingt dies nicht, könnten am Ende die deutschen Steuerzahler mit vielen hundert Millionen Euro haften. Klar ist aber schon jetzt: Die Insolvenz von Northvolt ist ein Rückschlag für die europäische Batterie-Industrie und macht es unwahrscheinlich, dass Europa bald unabhängig von asiatischen Herstellern sein wird. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer Instituts in der Fachzeitschrift Nature unterstreicht das: Demnach bestehe nur eine etwa 50-prozentige Chance, das von der EU gesteckte Ziel einer 90-prozentigen Selbstversorgung im Jahr 2030 zu erreichen.
Quellen: NDR, SĂĽddeutsche Zeitung, ZEIT, Wirtschaftswoche, ZDF, Tagesschau, Northvolt, Nature
Wenn du noch tiefer einsteigen willst: Wie die größte europäische Batterie-Hoffnung in diese Krise geraten konnte, wird im "Geladen"-Podcast ausführlich besprochen. 🎧