Die jahrelangen Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen sind vorerst gescheitert. Nach sechs Runden bleibt der zentrale Streitpunkt ungelöst: Soll die Plastikflut an der Wurzel bekämpft werden – also bei der Produktion? Vor allem ölreiche Länder wie Saudi-Arabien und Russland, deren Erdöl die Basis für Kunststoffe liefert, blockieren ein rechtlich bindendes Abkommen. Dabei ist die Dringlichkeit groß: Ohne klare Regeln könnte sich die weltweite Plastikproduktion bis 2040 um hunderte Millionen Tonnen erhöhen.

➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:

  • Worum geht's? Die Welt hat ein Plastik-Problem: Kunststoffe vermüllen die Umwelt, töten Tiere und gefährden die Gesundheit. Jedes Jahr werden etwa 460 Millionen Tonnen Plastik produziert. Die OECD schätzt, dass es bis 2040 sogar 736 Millionen Tonnen jährlich werden könnten. Nur etwa neun Prozent des global verwendeten Plastiks werden recycelt. Seit Anfang August haben Vertreter:innen aus über 170 Staaten in Genf um einen globalen Vertrag gerungen, der den Plastikmüll eindämmen soll. Am Ende der Konferenz steht nun fest: Das globale Abkommen gegen Plastikmüll ist vorerst gescheitert.
  • Wer blockiert das UN-Plastikabkommen? Die Genfer Verhandlungsrunde war schon die sechste – eigentlich waren nur fünf Treffen geplant. Das letzte, in Busan, endete 2024 ergebnislos. Hauptgrund sind tiefe Gräben zwischen den Delegationen: Mehr als 100 Staaten, darunter Deutschland, fordern verbindliche Ziele um Produktion und Verbrauch von Plastik zu senken. Dazu fordern sie, bestimmte Einwegprodukte wie Styroporbecher weltweit zu verbieten. Auf der Gegenseite stehen ölproduzierende Länder wie Saudi-Arabien, Iran und Russland, deren petrochemische Industrien von der Kunststoffherstellung abhängen. Sie lehnen Produktionsobergrenzen ab und wollen den Vertrag auf Abfallentsorgung, Sammlung und Recycling beschränken. Auch die USA bremsen: Sie sperren sich gegen internationale Umweltstandards jeglicher Couleur.
  • Was bedeutet das Scheitern? Das geplante Uno-Abkommen sollte eigentlich den gesamten Lebenszyklus des Plastiks rechtsverbindlich regeln. Ein Vertragsentwurf ohne solche bindenden Verpflichtungen wurde entsprechend von vielen Ländern zurückgewiesen. "Kein Abkommen ist in diesem Fall besser als eines, das den Status quo auf UN-Ebene zementiert, anstatt eine echte Lösung für die Plastikkrise zu sein", sagte Florian Tize von der Umweltstiftung WWF. Auch Moritz Jäger-Roschko, Plastikexperte von Greenpeace meint: "Oberste Priorität muss eine effektive Lösung der Krise sein. Kein fauler Kompromiss, der den Status quo zementiert und der fossilen Industrie erlaubt, weiter Kasse zu machen, indem sie die Welt mit Müll flutet." Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth richtet den Blick bereits nach vorne: "Deutschland und seine Partner in der EU werden weiterhin alles dafür tun und Brücken bauen, damit wir in einer finalen Runde wirklich zum Abschluss kommen", sagte Flasbarth. Dafür werde mehr Zeit benötigt.

Quellen: Handelsblatt, Spiegel/dpa, Reuters (€), Greenpeace, OECD, Zeit/dpa/AFP, Tagesschau

Wenn du noch tiefer einsteigen willst: Die Plastikindustrie verspricht, bis 2050 klimaneutral zu werden – und setzt dabei auf neue Recyclingverfahren. Warum die alleine das Problem aber nicht lösen können, zeigt der Panorama-Film "Klimakiller Plastik: Die Lüge vom Recycling". 📺 Die Recherche gibt es auch als Episode bei 11KM, dem Tagesschau-Podcast.

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