In der EU dürfen ab 2035 keine neuen Benziner und Diesel mehr auf den Markt kommen, E-Fuels ausgenommen. Anlässlich der IAA ist nun aber wieder eine Diskussion um ein Aus vom Verbrenner-Aus entbrannt. Dabei entwicklet sich der E-Auto-Markt in Deutschland ziemlich beeindruckend: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden so viele E-Autos zugelassen wie noch nie. Expert:innen warnen: Die Ziele der Mobilitätswende ausgerechnet jetzt abzuschwächen, würde Investitionen in E-Autos zunichte machen, die Klimaziele gefährden und dafür sorgen, dass China seine Führungsposition weiter ausbaut.

➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:

  • Wie läuft es denn gerade? Eigentlich ziemlich gut: Von Januar bis Juli wurden fast 300.000 batterieelektrische Autos in Deutschland neu zugelassen – ein Rekord. Im August war jeder fünfte Neuwagen rein elektrisch, schreibt der ADAC. Die nun auf der IAA vorgestellten Modelle sind effizienter, haben größere Reichweiten – und mit dem E‑Polo von VW kommt ab 2026 endlich ein erschwingliches deutsches E-Auto auf den Markt. Eine neue Studie der Organisation Transport & Environment (T&E) zeigt außerdem, dass die meisten europäischen Hersteller dank steigender E-Auto-Verkäufe und wachsender Ladeinfrastruktur wohl die CO₂-Ziele der nächsten beiden Jahre erfüllen werden.
  • Wo gibt es Schwierigkeiten? Letztes Jahr ist der Markt für E-Autos stark eingebrochen. Grund dafür: Die Ampel-Regierung hatte die Kaufprämie für Elektroautos, den sogenannten Umweltbonus, kurzfristig gestrichen. Laut einer neuen Analyse des Center of Automotive Research fehlen in Deutschland nun politische Maßnahmen, die den Umstieg auf Elektroautos systematisch fördern. Der Aufschwung in diesem Jahr komme demnach vor allem durch hohe Rabatte und günstige Leasingangebote der Hersteller. Ein weiteres Problem: Die Ladeinfrastruktur wachse zwar schnell, sei aber noch schlecht verteilt und bürokratische Hürden bremsten den Ausbau, schreiben die Autor:innen. Zu den Problemen im Inland kommt der hohe Konkurrenzdruck durch preiswerte E-Autos aus China und Handelsunsicherheiten durch die US-Strafzölle.
  • Wie geht es jetzt weiter? Die deutsche Autobranche steckt wie viele andere Industriezweige in einer tiefen Krise. Schon im März wurden die EU-Flottengrenzwerte auf Druck der europäischen Autobauer aufgeweicht, die nun statt einem Jahr drei Jahre Zeit haben, die CO2-Emissionsziele zu erreichen. Jetzt auch noch am Verbrenner-Verbot herumzuschrauben, würde möglicherweise die kurzfristigen Gewinne der Autohersteller stabilisieren, langfristig wäre das aber gefährlich: Sowohl für die Klimaziele als auch für die Wettbewerbsfähigkeit. Eine Abschwächung könnte Investitionen in E-Autos zunichte machen und dafür sorgen, dass China seine Führungsposition weiter ausbaue, schreiben auch die Autor:innen der T&E-Studie. Ein Blick ins europäische Ausland zeigt, wie es besser gehen kann: mit einer sozial fokussierten Förderung nach französischem Vorbild, einer zentralen Ladeplanung wie in den Niederlanden oder Steuerbefreiungen und Privilegien für E-Auto-Besitzer:innen wie in Norwegen.

Quellen: EU-Parlament, BR, Kraftfahrt-Bundesamt, ADAC, Tagesschau, Transport and Environment, Deutschlandfunk, Center Automotive Research, BR, Tagesschau, N-TV, Klimareporter, Klimareporter

Wenn du tiefer einsteigen willst: In der Mobilitätswende passiert gerade viel, spannende Einblicke dazu gibt unser Kollege Paul Meerkamp in seinem monatlichen LinkedIn-Newsletter.

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