Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren hat sich der Goldpreis verdoppelt. Haupttreiber der hohen Nachfrage: Anleger:innen suchen angesichts wirtschaftlicher Unsicherheit, politischer Spannungen und einem schwächelnden US-Dollar nach sicheren Wertanlagen. Auch der Goldabbau ist auf einem Rekordhoch, wobei die Lieferketten oft intransparent sind und so später kaum nachvollzogen werden kann, unter welchen Bedingungen das Gold gewonnen wurde.

➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:

  • Darum geht's: Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Preis für Gold mehr als verdoppelt. Aktuell liegt er erstmals über 4.000 US-Dollar pro Unze (eine Goldunze entspricht etwa 31 Gramm). Gold gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten, also bei Inflation, politischem Stress oder schwächelnder Wirtschaft. Wegen seiner Stabilität und seiner begrenzten Menge ist es besonders gefragt, denn im Gegensatz zu Aktien oder Währungen kann es nicht einfach vermehrt oder entwertet werden. Fun Fact: Bisher wurden global etwa 210.000 Tonnen Gold abgebaut. Würde man alles Gold der Welt zu einem einzigen Würfel formen, hätte er eine Kantenlänge von nur etwa 22 Metern.
  • Warum ist Gold gerade jetzt so gefragt? Der Goldpreis steigt, weil weltweit nach sicheren Wertanlagen gesucht wird. Die hohe Staatsverschuldung der USA und politische Streitigkeiten in Washington (Stichwort: Shutdown) haben das Vertrauen in den US-Dollar geschwächt, sodass viele Investor:innen ihr Vermögen in Gold umschichten. Gleichzeitig sorgen die Importzölle und handelspolitische Spannungen für wirtschaftliche Unsicherheit, insbesondere in Asien, wo viele Anleger:innen ebenfalls ihr Vermögen mit Gold absichern. Dazu treibt die starke Nachfrage von Zentralbanken den Preis nach oben: Länder wie Russland, China oder auch Polen kaufen seit 2022 deutlich mehr Gold. Analyst:innen erwarten, dass sich der Goldpreis zwar jetzt kurzfristig einpendeln könnte, mittelfristig aber wohl noch weiter steigen wird.
  • Woher kommt das ganze Gold? Das Gold, das heute im Umlauf ist, verteilt sich vor allem auf Schmuck, Investment-Gold wie Barren und Münzen sowie die Reserven der Zentralbanken. Ein Teil steckt auch in Industrie und Technik. Gleichzeitig ist aber noch jede Menge Gold im Boden. Wegen der hohen Nachfrage liegt auch die Goldförderung gerade auf einem Rekordniveau, im vergangenen Jahr wurden 3.661 Tonnen abgebaut. Neben dem industriellen Abbau werden zehn bis 20 Prozent des Edelmetalls im "Kleinbergbau" gefördert, der oft illegal betrieben wird und dabei massive Umweltzerstörung verursacht. Die Nachverfolgbarkeit dieses Goldes ist jedoch äußerst schwierig: In den meisten Fällen können die Behörden das Gold nicht bis zu seinem Ursprungsland zurückverfolgen, sondern nur bis zum Land der letzten Veredelung, wie etwa eine Zeit-Recherche aus dem vergangenen Jahr zeigt.

Quellen: N-TV, The Guardian, Handelsblatt (€), Business Insider, Wallstreet-Online, World Gold Council, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Zeit (€)

Wenn du tiefer einsteigen willst: Der vierteilige WDR-Podcast "Die Goldspur" folgt der globalen Lieferkette von Gold – von illegalen Minen tief im Regenwald Südamerikas über Schmuggelrouten nach Dubai bis in die Hochsicherheits-Raffinerien der Schweiz. Die Recherche zeigt: Trotz gegenteiliger Versprechen von Zertifizierern, Unternehmen und Staaten ist Gold häufig mit Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und Korruption belastet.🎧

Teile diesen Beitrag