Strom ist für viele Unternehmen in Deutschland viel teurer als anderswo, vor allem für die besonders energieintensive Industrie. Die IG Metall warnte zuletzt: Ohne bezahlbare Energiepreise könnten Zehntausende Jobs verloren gehen. Die Koalition hat deshalb jetzt einen staatlich subventionierten Industriestrompreis beschlossen. Ab 2026 sollen betroffene Unternehmen nur noch rund fünf Cent pro Kilowattstunde zahlen. Das Geld dafür soll aus dem Klima- und Transformationsfonds kommen.

➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:

  • Warum ist das überhaupt notwendig? Laut Internationaler Energieagentur zahlen energieintensive Unternehmen in Deutschland derzeit etwa doppelt so viel wie Firmen in den USA und etwa ein Viertel mehr als in China. Aber auch innerhalb Deutschlands gibt es ein Ungleichgewicht: Denn für Großverbraucher gibt es Ermäßigungen, zum Beispiel bei der Stromsteuer oder den Netzentgelten. Auch zusätzliche CO₂-Kosten werden vielen Firmen über die sogenannte Strompreiskompensation erstattet. Industriefirmen ohne solche Vergünstigungen zahlten im September gut 16 Cent je Kilowattstunde, Großverbraucher hingegen nur zehn Cent. Die Idee, energieintensive Unternehmen zu entlasten, ist übrigens nicht neu: Schon 2023 brachte Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einen „Brückenstrompreis“ ins Spiel. Doch in der Koalition gab es dafür damals keine Mehrheit.
  • Und wie soll das funktionieren? Während es in der Vergangenheit unklar war, wie genau so eine Förderung mit EU-Regeln vereinbar wäre, hat die EU-Kommission inzwischen grundsätzlich grünes Licht gegeben. Die Gespräche zwischen der Bundesregierung und Brüssel seien laut Koalitionsausschuss „weitgehend abgeschlossen“. Noch steht nicht jedes Detail fest. Aber klar ist: Der Industriestrompreis soll 2026 bis 2028 gelten und bei rund fünf Cent pro Kilowattstunde liegen. Das wäre deutlich günstiger als der bisherige Strompreis. Damit die Industrie trotzdem nur fünf Cent zahlt, müsste der Staat also den Rest übernehmen.
  • Und woher soll das Geld kommen? Wie teuer es für den Staat wird, hängt stark davon ab, wie viele Firmen am Ende profitieren und wie sich die Strompreise entwickeln. Die Deutsche Energie-Agentur und die Denkfabriken Epico und Agora gehen bei einem Industriestrompreis von fünf Cent für etwa 2.000 Unternehmen von mindestens 1,5 Milliarden Euro Kosten pro Jahr aus. 
Vizekanzler Lars Klingbeil sprach sogar von Kosten in Höhe von 3 bis 5 Milliarden Euro. Das Geld solle aus dem Klima- und Transformationsfond kommen. Also genau aus dem Sondertopf, aus dem eigentlich Deutschlands Klimaschutz finanziert werden soll.

Quellen: SZ, Zeit, Tagesschau, Handelsblatt (€), IEA, Bundesnetzagentur

Wenn du tiefer einsteigen willst: Die Finanzierung über den Klima- und Transformationsfonds (KTF) ist nicht unumstritten. Schon länger warnen Expert:innen davor, dass der KTF zunehmend für Ausgaben verwendet wird, die mit Klimaschutz nur am Rande zu tun haben. Eine ausführliche Analyse dazu findet ihr bei Correctiv. 💡

Teile diesen Beitrag