Landwirtschaftsminister Alois Rainer hat ein Förderprogramm für den Umbau von Schweineställen gestrichen, mit dem das Tierwohl verbessert werden sollte. Sowohl Umweltorganisationen und als auch der Bauernverband kritisieren die Entscheidung. Labels auf Fleischprodukten, insbesondere die freiwillige "Haltungsform"-Kennzeichnung in vielen Supermärkten, sorgen zwar schon heute für mehr Transparenz – aber nicht unbedingt für mehr Tierwohl. Der Großteil der Fleischprodukte stammt weiterhin aus den beiden schlechtesten Haltungsstufen, in denen Tiere in geschlossenen Ställen eng zusammengepfercht sind.

➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:

  • Worum geht's? Eigentlich war geplant, den Umbau von Schweineställen mit einem milliardenschweren Programm zu fördern, um Tierschutzstandards zu verbessern. Doch Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hat das von der Ampelregierung gestartete "Bundesprogramm für den Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung" nun vorzeitig gestoppt. Kritik gibt es sowohl von Umweltorganisationen als auch vom Bauernverband, dessen Präsident die Entscheidung als "herben Rückschlag" für Tierhalter kritisierte. Es ist nicht das erste Mal, dass Rainer, den Kritiker:innen auch als "schwarzen Metzger" bezeichnen, Tierwohl-Maßnahmen blockiert. Schon vor seinem Amtsantritt hatte er ein Veto gegen eine diskutierte Mehrwertsteuererhöhung auf Fleisch angekündigt, mit der der Umbau der Tierhaltung finanziert werden sollte. Zuletzt stellte er zudem den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimaschutz infrage.
  • Was für Haltungsbedingungen gibt es und wie werden sie gekennzeichnet? Studien, wie etwa der Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums, zeigen, dass den meisten Konsument:innen Tierwohl wichtig ist und sie sich beim Einkaufen zunehmend am sogenannten “Tierwohllabel” orientieren. Auf diese einheitliche “Haltungsform”-Kennzeichnung hatten sich 2019 mehrere große deutsche Lebens­mittel­händler, wie etwa Rewe und Edeka, geeinigt. Mit dem ehemals 4-stufigen und seit diesem Jahr 5-stufigen Label können verschiedene Fleischsorten und Milch gekennzeichnet werden – allerdings auf freiwilliger Basis. Dabei ist 1 (Stall) die schlechteste Stufe und 5 (Bio) die Beste. Eigentlich sollte im August diesen Jahres auch ein neues verpflichtendes staatliches Tierhaltungskennzeichen in Kraft treten, das dieselben fünf Stufen verwendet und schon 2023 vom Bundestag beschlossen wurde. Doch der Start wurde von der neuen Bundesregierung auf März 2026 verschoben. Und: Die Kennzeichnungspflicht soll zunächst ohnehin nur für frisches, unverarbeitetes Schweinefleisch aus Deutschland gelten – ist also nicht besonders umfassend.
  • Was bringt das alles unterm Strich fürs Tierwohl? Die "Haltungsform"-Kennzeichnung des Handels und die staatliche Tierhaltungskennzeichnung sind zwar gute Ansätze für mehr Transparenz im Fleischangebot, garantieren aber alleine kein Tierwohl. Eine etwas bessere Orientierung, ob es den Tieren gut gegangen ist, gebe etwa das Label “Für mehr Tierschutz” des Deutschen Tierschutzbundes, erklärt die Verbraucherzentrale. Dazu kommt: Das meiste Fleisch im Supermarkt kommt aus den beiden schlechtesten Haltungsformen. Das zeigt auch eine Studie von Greenpeace aus dem Jahr 2024, wonach Produkte der Stufe 1 und 2 insgesamt 82,5 Prozent ausmachten. Um sich das besser vorzustellen: Ein Schwein der Haltungsstufe 1 lebt in einem engen, fensterlosen Stall – es hat maximal einen Quadratmeter Platz. Haltungsform 2 mag besser klingen, aber auch dieses Schwein kann sich quasi nicht bewegen: es hat maximal 1,10 m2 Platz. Tageslicht werden beide nie zu sehen bekommen. Vor ein paar Wochen hatte die Albert Schweizer Stiftung mit einem Video für Aufsehen gesorgt, für das sie einen Edeka-Werbespot per Photoshop an die tatsächlichen Haltungsbedingungen anpasste.

Quellen: Spiegel, SZ, NDR, BR, SZ, Spiegel, Deutschlandfunk, Verbaucherzentrale, Haltungsform, Stiftung Warentest

Wenn du tiefer einsteigen willst: Was mehr Transparenz durch ein Staatliches Siegel bei der Tierhaltung bewirken und wie das Tierwohl verbessert werden kann, hat der Deutschlandfunk in diesem Hintergrundstück analysiert. 🎧

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