Kurz und knapp: Seit Jahren versprechen die größten Ölkonzerne der Welt die grüne Transformation: Erneuerbare statt fossile Energien. Doch mittlerweile macht Big Oil in Sachen Energiewende eine Rückwärtsrolle: Am Mittwoch trat die Nachhaltigkeitschefin von BP zurück, kurz nachdem der Ölkonzern angekündigt hatte, sich weiter aus grünen Investitionen zurückzuziehen. Auch andere Energiekonzerne setzen wieder mehr auf Öl und Gas. Den Strategiewechsel begründen sie mit wirtschaftlichem Druck: Big Oil setzt also auf kurzfristige Gewinne – auf Kosten des Klimas.
➡️ Für alle, die es genauer wissen wollen:
- Wie sehr schadet Big Oil dem Klima? Die Ölindustrie gilt als einer der größten Treiber des Klimawandels. Die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energien wie Öl und Gas beschleunigen die Erderwärmung seit Jahrzehnten. Eine neue Studie von Wissenschaftler:innen aus den USA und den Niederlanden zeigte kürzlich: Die weltweit größten fossilen Unternehmen sind für Klimaschäden in Höhe von 25 Billionen Euro verantwortlich – das entspricht etwa dem Sechsfachen des Bruttoinlandsprodukts von Deutschland. Mehr als die Hälfte dieser Klimaschäden geht laut Studie allein auf das Konto von zehn Ölkonzernen, darunter Shell und BP.
- Warum verabschieden sich Ölkonzerne gerade jetzt von grünen Zielen? Die Rückkehr zum Öl kommt nicht zufällig in einer Zeit, in der US-Präsident Donald Trump die fossile Renaissance politisch vorantreibt. Viele Ölkonzerne begründen ihren Strategiewechsel aber auch mit wirtschaftlichem Druck. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge haben Unternehmen wie BP, Shell und TotalEnergies 2024 einen massiven Gewinneinbruch verzeichnet. Statt in Transformation zu investieren, setzen viele Ölkonzerne wie BP und Shell also wieder verstärkt auf Öl und Gas, um schnelle Gewinne einzufahren. Ihre Klimaziele wollen die Konzerne angeblich dennoch erreichen: Shells Geschäftsführer Wael Sawan beteuert etwa weiterhin, dass Shell bis 2050 klimaneutral werden wolle. Wie genau das funktionieren soll, ist allerdings unklar.
- Wie lange lohnt sich Öl überhaupt noch? Lange gingen Expert:innen davon aus, dass das Ende der fossilen Ära von einem „Peak Oil“ eingeleitet wird, also einem Gipfel, von dem aus die weltweite Ölförderung unumgänglich abschmilzt. Heute sieht es anders aus: Nicht das Angebot, sondern die Nachfrage könnte als Erstes zurückgehen. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) wird die weltweite Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle schon bis 2030 seinen Höhepunkt erreichen. Grund ist der weltweite Ausbau erneuerbarer Energien: 2023 war ein Rekordjahr für Wind- und Solarenergie, vor allem durch den Boom in China. Laut dem Thinktank Ember lag der Anteil der Erneuerbaren am globalen Strommix 2024 bei über 30 Prozent.
Quellen: Deutsche Welle, Handelsblatt, Desmog, Euronews, Guardian, Illuminem, Business Insider
Wenn du noch tiefer einsteigen willst: Die dreiteilige PBS-Doku The Power of Big Oil zeigt, wie Konzerne jahrzehntelang gezielt Zweifel an der Klimakrise säten – obwohl sie, wie kürzlich der Guardian berichtete, längst wussten, was ihr Geschäft anrichtet. 🎬