Ökostrom gilt als klimafreundlich – doch oft ist unklar, woher er stammt. Mehr als die Hälfte des Grünstroms in Deutschland wird aus dem Ausland bezogen, hauptsächlich aus Skandinavien, wo etwa 45 Prozent des deutschen Ökostroms produziert wird. Gleichzeitig kämpfen viele heimische Windräder mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, da rund 17.000 Anlagen 2023 aus der EEG-Förderung herausfallen. Der Verlust dieser Subventionen setzt die Betreiber unter Druck und erschwert den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Der Ansatz: Direktbezug statt Herkunftslabel
In diesem Kontext gewinnen Modelle wie Power Purchase Agreements (PPAs) zunehmend an Bedeutung. Unternehmen kaufen Strom direkt beim Erzeuger – regional, planbar und CO₂-effizient. Der Vertrag wird ergänzt durch einen Direktvermarkter, der Erzeugung und Verbrauch mithilfe von Prognosen und Lastgangdaten aufeinander abgestimmt. Das reduziert Unsicherheiten und schafft Versorgungssicherheit – auch für Altanlagen, die ohne Förderung am Markt bestehen müssen. Das Modell ist dennoch kaum verbreitet – 2023 waren nur rund 3 Prozent des Strombezugs von Unternehmen in Deutschland PPA-basiert.
Dass das Prinzip Erfolg verspricht, zeigt das Beispiel von Werner & Mertz:Zwei Windräder speisen Strom über ein PPA ins Netz ein, abgestimmt auf den Verbrauch des Unternehmens. Mithilfe von 35.040 Lastgang-Abgleichen jährlich wird dieser exakt bilanziert. Die Einsparung: 22 Prozent gegenüber konventionellem Strom – bei gleichzeitig besserer Klimabilanz. Für Inhaber Reinhard Schneider ist das auch strategisch relevant: „Ein PPA lohnt sich nicht nur finanziell, es stärkt auch unsere Glaubwürdigkeit – ein Aspekt, der wirtschaftlich auf lange Sicht nicht unterschätzt werden sollte.“